Kempen: Würde und letzter Wille

Forum: Engagierte Diskussion im Wiesengrund zu Sterben und Tod.

Kempen. Einen überfüllten Saal zu erleben, wenn es um das oft verdrängte Thema "Tod" geht, ist sicherlich nicht alltäglich. Doch offenbar ist es so, dass sich weitaus mehr Menschen damit beschäftigen, als allgemein angenommen wird.

Überfüllt war am Montagabend im Haus Wiesengrund der Willy-Hartmann-Saal, als über das Thema "Patientenverfügung und Patientenwille" knapp zwei Stunden diskutiert wurde. Als Fachleute auf dem Podium: Pfarrer Michael Gallach; Reiner Rohde, der ehemalige Amtsgerichtsdirektor; Dr. Walter Fassbender, Chefarzt am Heilig-Geist-Hospital; Elke Stanislawski von der Hospiz-Initiative des Kreises Viersen.

Rasch wurde deutlich, dass viel Unklarheit herrscht und auch der Bundestag sich schwer tut, das notwendige Gesetz auf den Weg zu bringen. Jurist Reiner Rohde äußerte die Hoffnung, dass es bis zum Ende der Legislaturperiode verabschiedet ist.

Für den Mediziner Walter Fassbender sind aktuellen Verfügungen "zu wenig konkretisiert". Für ihn stehe fest, dass es Therapiebegrenzungen gibt. Ebenso sei es auch Aufgabe eines Arztes, "Leben zu erhalten."

Als Problemfälle bezeichnete Rohde die Menschen, die im Wachkoma liegen, bzw. Demenz haben. Er riet zu einer notariellen Beurkundung von Patientenverfügungen. Diese sollte alle fünf Jahre erneuert werden.

Pfarrer Michael Gallach riet dazu, die medizinischen Möglichkeiten wahrzunehmen. Man sollte sich jedoch auch die Frage stellen: "Was stelle ich mir vor am Ende meines Lebens, was wünsche ich?" Er habe als Seelsorger festgestellt, dass Menschen "unter einem unendlichen Druck" sterben. Er erinnerte an den "Zwang" alles selbst zu bestimmen, zu regeln und zu verfügen. Ein Mensch dürfe nicht das Gefühl haben, "ausgeliefert" zu sein.

Elke Stanislawski sprach sich dafür aus, dass Menschen möglichst schmerzfrei sterben sollten. Die Hospiz-Initiative empfiehlt die Patientenverfügung. Festgestellt habe sie in ihrer Arbeit, dass die Menschen "wenig Vertrauen in die Medizin" haben und ausführliche Gespräche mit den Ärzten notwenig sind.

Das sah Fassbender genau so. Er sagte: "Je konkreter eine Patientenverfügung verfasst ist, desto besser für die Mediziner."

Es schlossen sich eine Vielzahl von Fragen an. Unter anderem nach dem Wechsel des Arztes, dem Wechsel eines Krankenhauses, oder der Formulierungen in den Patientenverfügungen.

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