Ausstellung: Gut behütet unter Obstbäumenund anderen Kuriositäten

In Ratingen wird am Sonntag eine Ausstellung über Hüte und ihre Geschichte eröffnet.

Ausstellung: Gut behütet unter Obstbäumenund anderen Kuriositäten
Foto: Stefan Fries

Ratingen. „Hut ab“, „auf der Hut sein“, „gut behütet“, „unter die Haube bringen“, „ein alter Hut“ — viele Redewendungen haben mit der Kopfbedeckung zu tun, die heutzutage allenfalls bei englischen Pferderennen von sich reden macht, ansonsten im Alltag eine untergeordnete Rolle spielt.

Dass Hüte vor 50 Jahren für Frauen und Männer noch ganz selbstverständlich zur Garderobe gehörten, dass Hüte weit mehr waren als schmückendes Beiwerk, sondern auch Ausdruck eines sozialen Standes, zeigt die aktuelle Ausstellung „Chapeau! 150 Jahre Hutgeschichte(n)“, die am Sonntag im Industriemuseum Cromford in Ratingen eröffnet wird.

Zu sehen sind rund 300 Hüte und andere Kopfbedeckungen, „die nicht nur den modischen Wandel zeigen, sondern auch die Sozialgeschichte widerspiegeln“, wie Museumsleiterin Claudia Gottfried erläutert.

Der Frauenhut setzte sich erst mit der Auflösung der ständischen Kleiderordnung durch. Seitdem kreierten „Putzmacherinnen“ mal üppig verzierte „Wagenräder“, mal schlichte „Topfhüte“.

Neben der Form sorgten auch Accessoires für Aufsehen: Federn exotischer Vögel, die dafür bis zur Ausrottung gejagt wurden, Blüten, Früchte, Schleier, Bänder und Hutnadeln. „Mit der Wahl der Blüten konnte eine Frau unausgesprochen signalisieren, dass sie auf Männersuche war“, sagt Christiane Syré, die die Ausstellung mitkonzipiert hat.

Hüte waren und sind aber mehr als nur modisches Beiwerk. So war für Frauen bis Ende des 18. Jahrhunderts das Tragen einer Haube üblich — auch ein Zeichen der Unterordnung gegenüber dem Mann.

Der Zylinder dagegen machte eine Wandlung durch: Ursprünglich war er der Hut der „Revoluzzer“, später der der Bürger und „Kapitalisten“. Heute sind Kopfbedeckungen vor allem in der Jugendkultur wichtig — ob Baseballkappe oder Mützen („Beanie“).

Abgerundet wird die Ausstellung durch einen Film über Hutmacher und eine eindrucksvolle Fotoserie über die letzten Tage einer Hutfabrik in Sachsen.

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