Erkrath: "O du Schläfrige" - Das große Gähnen in der Laubkiste

Winterschlaf: Im Naturschutzzentrum Bruchhausen erhalten die Tiere Nachhilfe, um in Starre zu verfallen.

Erkrath. Eigentlich hätte nur noch die Gute-Nacht-Geschichte gefehlt. Aber die brauchte "Mauritius" dann doch nicht, um zur winterlichen Ruhe zu kommen. Dabei hatte Karin Blomenkamp schon ihre liebe Mühe mit dem maurischen Schildkrötenherrn.

Dreimal am Tag lauwarm baden, um den Darm zu entleeren. Das Licht langsam dimmen und die Futtermenge reduzieren. Das war der Tagesablauf für "Mauritius" und seine Artgenossen in den letzten Tagen vor dem Winterschlaf. "Ich spiele quasi Herbst", sagt die Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen und lacht.

Bei den beiden griechischen Landschildkröten sei das jedenfalls gründlich schief gegangen. Als "Alpha" und "Omega" aus ihrem Freigehege in den Gewölbekeller des Naturschutzzentrums zogen, war es dort wärmer als unter freiem Himmel. "Die beiden haben wohl gedacht, dass der Winter ziemlich kurz gewesen sein muss. Jedenfalls haben sie schon mal Frühlingsgefühle bekommen", erinnert sich Karin Blomenkamp.

Aber es half nichts. Baden, Licht dimmen, weniger Futter: Auch "Alpha" und "Omega" schlummern längst in der Laubkiste im Keller. Ab und an wirft Karin Blomenkamp ein Auge auf ihre Schützlinge und sorgt dafür, dass das Laub feucht bleibt. Im Frühjahr gibt’s dann das Weckprogramm mit Wärmesteinen und Heizlampe. Und nach den Eisheiligen ziehen die Schildkröten wieder ins Freigehege.

Dort haben sich die Echsen schon lange eingegraben. Ganz von selbst und ohne menschliche Hilfe. Auch die 61 Zauneidechsen aus Ratingen, die im Exil in Bruchhausen leben, weil auf ihrem bisherigen Domizil eine Justizvollzugsanstalt gebaut wird, sind längst abgetaucht. "Wenn der Winter besonders mild ist, kann es schon mal sein, dass sie zwischendurch wach werden", erklärt Karin Blomenkamp. Mehr als ein müder Augenaufschlag kommt dabei allerdings nicht heraus. "Am ersten Frühlingstag sind sie wieder fit wie ein Turnschuh", weiß die Leiterin des Naturschutzzentrums.

Derweilen haben Ziegen und Schafe seit Wochen die Gartenarbeit übernommen und fressen sich durch die Biotope. Zottelige Winterbekleidung ist angesagt. Auch bei den Eseln und den Kaninchen. Auf Eseldame "Sissy" und ihren Sohn "Gunnar" wartet zur Weihnachtszeit eine besondere Aufgabe: Die beiden Vierbeiner posieren gemeinsam mit Schafbock "Lama" und ein paar Zwergziegen für die Weihnachtsgeschichte, zu der die jüngsten Besucher des Naturschutzzentrums eingeladen werden.

Eines weiß Karin Blomenkamp im Winter jedenfalls immer ganz genau: Die Wetterprognose für die nächsten Tage. Denn wenn es knackig kalt wird, frieren rings um das Naturschutzzentrum die Wasserleitungen zu. Dann sitzen nicht nur die Auerochsen auf dem Trocknen, sondern auch viele der kleinen Tiere, die ihr Wasser in Schalen oder Trinkflaschen bekommen. "Dann müssen wir hier alles auftauen und laufen mit warmen Wasser aus der Gießkanne durch die Gehege", sagt Karin Blomenkamp.

Dass es im Winter draußen nicht allzu gemütlich ist, wissen auch die beiden Hauskatzen "Zippy" und "Pünktchen". Sie verdrücken sich am liebsten in ihre warmen Katzenkörbchen im Hausflur und lassen sich ab und an den Bart kraulen.

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