Wahlprogramm-Check: Werben – (k)eine Nebensache

Beim WZ-Wahlprogramm-Check geht es um das Stadtmarketing.

Krefeld. Eine Stadt ist so attraktiv wie ihre Geschäfte. Falsch. Das ist nur die halbe Wahrheit. Eine attraktive Stadt ist das Ganze. Und das besteht aus den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Erholen, Familienfreundlichkeit, Einkaufen, Freizeit, Sport und Kultur, guter medizinischer Versorgung und Bildungsangeboten. Mit diesen Bereichen gilt es zu werben. Das wichtige Thema Stadtmarketing kommt jedoch in den Wahlkampfprogrammen von CDU, SPD, FDP und Grünen nur am Rande vor.

Die Christdemokraten teilen ihr Programm ein in verschiedene Strategien für ein lebens- und liebenswertes Krefeld. Dazu gehören ebenso wie bei SPD und den Grünen die Attraktivierung der Innenstadt und die Aufwertung der Stadtteile sowie die Absichtserklärung, Krefeld als kulturelles Zentrum ausbauen zu wollen.

Eine der größten touristischen Attraktionen Krefelds, die in Europa in dieser Form einmalige Ansammlung von Villen und Werksgebäude des berühmten Architekten Mies von der Rohe, bleibt unerwähnt. An dem Slogan "Krefeld - eine Stadt wie Samt und Seide" will die CDU festhalten.

Die Sozialdemokraten setzen in ihrem Programm den Schwerpunkt traditionsgemäß eher auf eine liebenswerte und sozial gerechtere Stadt. Mit erklärten Zielen wollen sie Krefeld als bunten und attraktiven Veranstaltungs- und Unternehmensstandort etablieren.

Obwohl Jung und Alt, Alleinstehende und Familien, Mittelstand wie Großunternehmen in dem Programm häppchenweise angesprochen werden, fehlen eine klare Positionierung beim Thema Stadtmarketing ebenso wie konkrete Vorschläge. Die sind in der Form nur beim Thema "Vereinbarkeit von Arbeit und Umwelt" zu finden, wo beispielsweise für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung über die Grenzen der Stadt hinweg die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft gefordert wird.

Die Liberalen setzen den Schwerpunkt ihres Programms auf wirtschaftliche Attraktivität. Ziel ist es, den Haushalt zu sanieren und die konsumtiven Schulden bis 2014 auf Null zu senken. Dazu soll die Kompetenz der Wirtschaftsförderungsgesellschaft gestärkt, die City durch ein neues Shopping-Center attraktiver werden und die Innenstadt für Autos erreichbar bleiben.

Der zweite wichtige Standortfaktor für die FDP ist die Kultur. Sie kritisiert in ihrem Programm, dass CDU und SPD gegen ihren Willen nur 750 000 Euro für die Sanierung des nicht wetterfesten Jagdschlosses auf Burg Linn einsetzen wollen - statt wie geplant 1,9 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Diese Empörung ist im Rückblick auf die anstehende Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums fadenscheinig. Letztendlich haben die Liberalen - aufgrund eines zuvor politisch zu eng gesetzten finanziellen Rahmens - eine dem Haus und der Sammlung angemessene Sanierung mit ihrem Veto abgelehnt.

Dass Krefeld in vielen Bereichen eine attraktive Stadt ist, daran lassen die Grünen keinen Zweifel. Sie machen aber auch deutlich, dass sich die Verantwortlichen darauf nicht ausruhen dürfen und es noch viele verbesserungswürdige Punkte gibt, beispielsweise eine nachhaltigere Wirtschaftspolitik, die Stärkung der Kooperation zwischen Hochschule und Schulen, der Schutz der Umwelt vor hohen Feinstaub- und Immissionsbelastungen.

Für die Positionierung als Kulturstadt fordern sie für jedermann den freien Eintritt in alle Museen und Last-Minute-Tickets für Theateraufführungen für Inhaber des Krefeld Passes. Die kulturellen Reichtümer der Stadt sollen werbewirksam auf einer verbesserten Internet-Seite aufgeführt werden.

Obwohl die Grünen von der Bedeutung Krefelds als Samt- und Seidenstadt nichts mehr zu sehen glauben, sprechen sie sich als einzige Partei für den Aufbau einer stadtgeschichtlichen Abteilung im Museum Burg Linn und den der Sammlung angemessenen Ausbau des Textilmuseums aus. Nur schade, dass sie die Leuchtturmprojekte des Marketingsbeirates abtun, statt sich mit den kreativen Köpfen darin zum Wohl Krefelds zusammenzutun.

Das ist auch das Manko aller Parteien. Statt gemeinsam an dem Ganzen, der Attraktivitätssteigerung der Stadt zu arbeiten, versucht ein jeder sich vordringlich nur zu profilieren.

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