Schüsse auf Bahn und Schule

Die Geschosse wurden vermutlich aus einem Luftgewehr abgefeuert. Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung.

Krefeld. Innerhalb weniger Stunden sind am Mittwoch Schüsse auf eine Straßenbahn und die Fensterscheibe eines Klassenraums des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums abgegeben worden. Da aller Wahrscheinlichkeit nach so genannte Diabolos aus einem Luftgewehr oder einer Gasdruckpistole abgefeuert wurden, blieb es bei Sachschäden. Gegenüber scharfen Schusswaffen gelten sie als eher harmlos, können aber durchaus Verletzungen hervorrufen.

Zunächst war um 0.30 Uhr eine Straßenbahn der Linie041 das Ziel eines oder mehrerer Schützen. In Höhe der Kornstraße, kurz hinter dem Stadtgarten, wurde gleich viermal auf die Bahn gefeuert. Dabei sind vier Schreiben zerstört worden. Der Wagen war nach Angaben der Polizei auf dem Weg ins Depot. Fahrgäste befanden sich nicht darin.

Da insbesondere auf den mittleren und hinteren Teil der Bahn gezielt worden sei, gehen die Ermittler nicht davon aus, dass der Straßenbahn-Fahrer (54) in Gefahr war oder gebracht werden sollte. "Ihm ist glücklicherweise nichts passiert", sagt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann.

Der 54-Jährige bemerkte die Beschädigungen jedenfalls sofort und fuhr schnurstracks weiter in das nahegelegene Straßenbahn-Depot. Damit hat er sich nach Angaben der Polizei genau richtig verhalten: Die Flucht zu ergreifen, sei die beste Lösung gewesen. Auf dem Weg zur St. Töniser Straße 270 ließ der Fahrer über seine Leitstelle die Polizei alarmieren, die den Wagen auf dem Stadtwerke-Gelände untersuchte. Projektile wurden in der Bahn allerdings nicht gefunden.

Prinzipiell sei denkbar, dass auch eine Schleuder benutzt worden sein könnte, sagt Lindner. Als wahrscheinlicher sehen die Ermittler aber an, dass die nur wenige Millimeter große Munition aus einem Luftgewehr abgefeuert worden sein könnte. Diese gebe es auch gasbetrieben, so dass nicht jedesmal nachgeladen werden müsse. Denn sicher ist: Die Schüsse auf die Bahn müssen innerhalb kürzester Zeit abgegeben worden sein.

Die Projektile dürften nach einer ersten Einschätzung die Scheiben nicht vollständig durchschlagen haben. Sie wurden auf die Fahrerseite der Richtung St. Tönis fahrenden Bahn abgegeben. Zwar bildeten sich zwei bis drei Millimeter große Öffnungen. "Vermutlich sind die Projektile aber abgeprallt", so der Polizeisprecher. Sie konnten aber auch auf der St.-Anton-Straße nicht entdeckt werden.

Nach Darstellung Lindners gleicht dies aber ohnehin der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Dem oder den Tätern werde Sachbeschädigung vorgeworfen. Ist dies noch eine Straftat, ist die Schussabgabe in bewohnten Gebieten mit einer Luftdruckwaffe "nur noch" eine Ordnungswidrigkeit.

Möglicherweise kein Zufall ist, dass das am Mittwoch Morgen gegen 10.30 Uhr beschossene Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium ebenfalls nahe der Straßenbahnlinie 041 liegt. Die Polizei hat zwar bislang keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten. "Wir können diesen aber auch nicht ausschließen", sagt Wolfgang Lindner.

Fakt ist, dass mitten im Unterricht Schüler einen Schlag gegen die Scheibe hörten und ihren Lehrer darauf aufmerksam machten. Dann wurde die Beschädigung an der äußeren Scheibe festgestellt. Deutlich erkennbar ist, dass ein Gegenstand in die Scheibe eingeschlagen ist und dort eine Kerbe hinterlassen hat. Die Scheibe splitterte dabei leicht.

Erst vor wenigen Tagen war am 29. Dezember ein Linienbus im nahegelegenen Mülheim/Ruhr beschossen worden. Dort zerbarsten die unter Spannung stehenenden Scheiben sofort, als sie von den Projektilen getroffen wurden. In der Ruhrgebietsstadt befanden sich allerdings Fahrgäste an Bord. Sie kamen aber mit dem Schrecken davon. Auch in diesem Fall konnte die Polizei keine Projektile sicherstellen. Der Schütze hatte in Mülheim dreimal abgedrückt.

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