Freilaufende Hunde hetzen Rehe in den Tod

Immer wieder wird Wild gerissen. Nicht angeleinte Vierbeiner verfolgen es bis in Verstecke.

Krefeld. In Landschafts- und Naturschutzgebieten herrscht Leinenzwang für Vierbeiner. Leider halten sich nicht immer alle Hundebesitzer an diese Regelung. Immer wieder jagen oder reißen die Hunde Waldtiere, ihre Opfer sind meistens Rehe. Jagdaufseher Heinz Dohr ist erst vergangene Woche wieder zu einem schwer verletzten Tier im Landschafts- und Naturschutzgebiet Niepkuhlen/Egelsberg gerufen worden: "Das junge Reh war an den Keulen zerfleischt, mit Biss-Hämatomen übersät und hat sich wahrscheinlich die ganze Nacht gequält. Als wir es gefunden haben, lebte es noch", berichtet Dohr, der das Tier erschießen musste.

Jedes Jahr finde man mehrere getötete oder verletzte Waldtiere, weil Hunde nicht ordnungsgemäß angeleint würden, weiß Dohr. "Große Hunde beißen die Rehe, kleine Hunde erschrecken und jagen sie. Insbesondere trächtige Tiere laufen dann in ihrer Panik schnell in einen Zaun und brechen sich das Genick. Im Winter verlieren die Tiere auf der Flucht kostbare Energie, die in Zeiten des Futtermangels überlebenswichtig ist."

Wenn viel Schnee fällt, dann sucht das Wild sich einen geschützten Platz, legt sich hin und lässt sich einschneien, um Energie zu sparen. In diesen Verstecken seien die Tiere dann leicht von den Hunden aufzuspüren, die den Überraschungseffekt nutzten und das Tier überwältigten, erklärt Dohr.

Zudem müssten Hase, Fuchs, Reh und Co. bei Schnee mehr Energie für die Futtersuche aufbringen, sagt der Leiter der Forstabteilung, Arno Schönfeld-Simon: "Die Rehe kommen durch die Schneedecke nicht so gut an die Wildkräuter. Und die Füchse jagen zwar weiterhin Hasen, schwieriger wird es aber bei den Mäusen, weil die unter dem Schnee verschwinden." Der Graureiher, der sich von Fisch ernährt, ziehe hingegen vom Niederrhein weg, bis er wieder an Futter komme.

In harten Winter ist noch kein Notstand ausgerufen worden. "Ich bin seit 25 Jahren im Amt, seitdem gab es keinen Ausnahmezustand", sagt Förster Schönfeld-Simon. In diesem Fall würde es ein Jagdverbot geben, und die Jäger wären aufgerufen, die Tiere zu füttern. Der Förster kann sich aber vorstellen, dass einige Tiere näher an die Siedlungen herankommen, auf der Suche nach Futter. Und sollten sich einmal Reh oder Fuchs in den heimischen Garten verirren, dann gebe es keinen Grund zur Panik, erklärt Schönfeld-Simon: "Die Tiere sind scheu und nehmen schnell Reißaus. Fälle von Tollwut haben wir sehr lange nicht mehr gehabt."

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