Made in Hongkong: Neues Album von Blur

London (dpa) - Das hatten sich die PR-Strategen aber ganz clever ausgedacht. Die Kunde vom ersten neuen Studioalbum der Gruppe Blur seit zwölf Jahren sollte - passend zum chinesischen Neujahrsfest - von der Londoner Chinatown aus in die Welt getragen werden.

Made in Hongkong: Neues Album von Blur
Foto: dpa

Schließlich sollen die Ideen zu der neuen Platte unter dem Titel „The Magic Whip“ (geplanter Erscheinungstermin Ende April) während einer Tour-Pause in Hongkong zusammengetragen worden sein.

Während also unten in den Gassen rund um die Gerrard Street der Anbruch des Jahres des Schafes gefeiert wurde, lauschten am Donnerstag viele Medienleute den vier Musikern um Frontmann Damon Albarn (46), wie es denn dazu kommen konnte.

Ein Konzert in Japan sei ausgefallen, da habe man fünf Tage lang in Hongkong gesessen und die Zeit totschlagen müssen. Und, naja, dann sei halt ein Album dabei herausgekommen. „Es ist ein sehr urbanes Album“, sagte Albarn. Vielleicht ein bisschen ähnlich dem, was David Bowie in den 70er Jahren in Berlin gemacht habe.

So ganz abkaufen wird Albarn und seinen Mitstreitern Graham Coxon (Gitarre), Dave Rowntree (Schlagzeug) und Alex James (Bass) diese Geschichte von der völlig ungeplant zustande gekommenen Langspielplatte wohl kaum jemand.

Zu lange gab es Spekulationen darum. Zu oft gab es seit der Auflösung der Formation im Jahr 2003 Comeback-Ankündigungen der Briten. „Ich habe nicht gelogen“, sagte Albarn vorausgreifend, weil er noch im Herbst betonte hatte, ein neues Album sei nicht in Sicht. „Danach hat einfach keiner mehr gefragt.“ Ist auch egal: Wenn das Quartett am 20. Juni im Londoner Hyde Park auf der Bühne steht und ein großes Konzert gibt, werden die Fans jubeln.

Blur („Song 2“, „Girls And Boys“) gelten zusammen mit Oasis als die wichtigsten Vertreter des Britpop, der vor allem in den 90er Jahren seinen Siegeszug von der Insel in alle Welt angetreten hatte.

Oasis-Frontmann Noel Gallagher wird bald ebenfalls ein neues Album auf den Markt bringen. Sein Bruder Liam dagegen soll so schwer krank sein, dass er nicht in die USA fliegen kann, wo der Prozess wegen einer Vaterschaftsklage auf ihn wartet. Auch so eine Musikergeschichte, die man glauben kann...

Bei klassischem Britpop soll es aber auf dem neuen Blur-Album „The Magic Whip“ nicht bleiben. Er habe vor allem seine eigenen Empfindungen aus Asien verarbeitet, ließ Damon Albarn wissen. „Es sind meine Eindrücke, und in dem Songtext habe ich sie auf eine abstrakte Art wiedergeben“, sagte er etwa über den Song „Pjöngjang“.

Auf diese Weise kam zutage, dass sich der Sänger für eine Weile im kommunistischen Nordkorea aufgehalten hat. Nicht alle Songs dürften so bedeutungsschwanger daherkommen. Was der Titel „Ong Ong“ denn übersetzt bedeute, wollte jemand wissen. „Keine Ahnung“, antwortete Albarn. „Vielleicht soll es ja Hongkong heißen und jemand hat das H und das K vergessen.“

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