Oswald Mathias Ungers ist tot: Seine Liebe galt den Kanten

Nachruf: Der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers, einer der bedeutenden Künstler seiner Gilde, ist im Alter von 81 Jahren gestorben.

Köln. "Nur noch das Wesentliche, die Reduktion" sei es, das ihn interessiere, sagte der Kölner Stararchitekt Oswald Mathias Ungers vor einiger Zeit in einem Interview. Der Geometrie und dem Material gelte bei der Arbeit sein besonderes Augenmerk.

Im Alter von 81 Jahren ist der Baumeister, der zu den markantesten Vertretern der deutschen wie internationalen Nachkriegsarchitektur gehörte, am vergangenen Sonntag in Köln an einer Lungenentzündung gestorben. Zuletzt habe er sich noch intensiv mit den Plänen zur Sanierung des Berliner Pergamonmuseums und der Eingangsgestaltung der römischen Kaiserthermen von Trier beschäftigt, teilte die Familie gestern mit.

Ungers hatte sich in vielen Jahren als Professor an US-Architekturhochschulen und bis 1991 an der Kunstakademie in Düsseldorf auch einen Namen als Architekturtheoretiker gemacht; schon 1963 hatte er Hans Scharouns Lehrstuhl für Entwurf an der TU Berlin übernommen.

Über Jahrzehnte blieb er mit seinen Entwürfen einem unverkennbaren Formenkanon treu: Quadrat und Würfel als Grundelemente des Bauens stehen stets im Zentrum. Ungers orientierte sich dabei an historischen Giganten der Architektur wie dem Renaissance-Baumeister Andrea Palladio und dem preußisch-kargen Klassizisten Karl Friedrich Schinkel. "Einen traditionellen Architekten und Entdecker, keinen Erfinder", nannte er sich selbst einmal. Geometrische Rationalität: Das sollte den Baukörper bis auf die Grundstruktur reduzieren.

Nach diesem Konzept schuf Ungers seine bekanntesten Bauten wie die Landesbibliothek Karlsruhe, den Neubau für die Hamburger Kunsthalle (Galerie der Gegenwart), das Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung in Bremerhaven sowie das Deutsche Architektur-Museum und das Museum für Kommunikation (früher Bundespostmuseum) in Frankfurt. Das neue, 2001 eröffnete Wallraf-Richartz-Museum in seiner Wahlheimat Köln bezeichnete Ungers mehrfach als den Höhepunkt seines Schaffens.

Geboren Ungers wurde am 12. Juli 1926 in Kaisersesch/Eifel als Sohn eines Postbeamten geboren.

Preise Er erhielt unter anderem den Großen Preis des Bundes Deutscher Architekten sowie den Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt.

Kunst Ungers trug eine Sammlung moderner Kunst sowie eine der bedeutendsten privaten Architektur-Sammlungen zusammen.

Architektur Ungers wirkte am Alfred-Wegener-Polarinstitut in Bremerhaven (Einweihung 1984), am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt (Einweihung 1984), an der Hamburger Kunsthalle (bis 1997), an der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe (Einweihung 1998) am Wallraff-Richartz-Museum in Köln (Einweihung 2001), am museum kunst palast in Düsseldorf (Eröffnung 2001).

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