Italien und Spanien bestehen ersten Härtetest in 2012

Rom/Madrid/Frankfurt/Main (dpa) - Aufatmen in Italien und Spanien: Wichtige Sorgenkinder der EU können sich auf einmal wieder völlig problemlos Geld besorgen - und das zu deutlich besseren Konditionen.

Optimisten sehen das schon als Hinweis, dass die Euro-Schuldenkrise nun an Sprengkraft verliert.

Beide Länder sammelten am Donnerstag mehr als 20 Milliarden Euro frisches Geld ein und müssen dafür deutlich weniger Zinsen zahlen als in den Wochen und Monaten zuvor.

Händler werteten dies als Bestätigung des positiven Trends an den sogenannten Sekundärmärkten, wo bereits ausgegebene Anleihen gehandelt werden. Dort waren die Renditen zuletzt wieder gefallen, nachdem sie im vergangenen Jahr drastisch gestiegen waren - auf ein Niveau, das Experten nicht für langfristig erträglich halten. „Die heutigen Auktionen sind sowohl hinsichtlich der Nachfrage als auch in Bezug auf die Finanzierungskosten extrem positiv zu bewerten“, kommentierten die Anleihe-Experten der Großbank UniCredit.

Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Schuldenkrise dürften allerdings angesichts der bislang ungelösten Haushaltsprobleme in Ländern wie Italien und Griechenland verfrüht sein. Besonders für Italien war die Kapitalaufnahme am Donnerstag zudem erst der Auftakt: Das hoch verschuldete Land muss sich allein in diesem Jahr mehr als 300 Milliarden Euro frisches Geld beschaffen, um auslaufende Schulden zurückzahlen zu können.

Bereits an diesem Freitag geht es dort mit einer weiteren Versteigerung von Anleihen weiter. Spaniens Schuldensituation ist zwar deutlich entspannter als in Italien. Wegen großer Probleme im heimischen Bankensektor gilt das Land aber ebenfalls als gefährdet.

Insgesamt nahm Italien die angepeilten 12 Milliarden Euro durch Papiere mit einer Laufzeit von einem halben und einem ganzen Jahr auf, teilte das italienische Finanzministerium in Rom mit. Damit wurde der Zielwert erreicht. Mit einer einjährigen Anleihe wurden 8,5 Milliarden Euro aufgenommen. Die Rendite lag mit 2,735 Prozent so niedrig wie seit Juni nicht mehr. Am 12. Dezember hatte die Rendite bei einer vergleichbaren Auktion noch bei 5,952 Prozent gelegen. Italien verkaufte zudem Anleihen mit einer Laufzeit von einem halben Jahr im Wert von 3,5 Milliarden Euro. Die Rendite lag hier bei 1,644 Prozent.

Besonders Spanien überzeugte: Mit einer Auktion von drei Staatstiteln mittelfristiger Laufzeit sammelte der Staat 10 Milliarden Euro ein, doppelt so viel wie geplant. Die Anleihen laufen drei, vier und fünf Jahre. Bei der dreijährigen Anleihe sank die Rendite kräftig von 5,187 Prozent im Dezember auf 3,384 Prozent. Auch die Renditen der anderen beiden Titel mit Fälligkeit 2015 und 2016 gaben deutlich nach.

Auch an den Sekundärmärkten setzte sich die positive Tendenz der vergangenen Tage fort. In vielen Euro-Ländern gaben die Renditen deutlich nach - Indiz für nachlassendes Misstrauen der Investoren. Am stärksten waren die Rückgänge in Italien, Irland und Belgien. Aber auch in Spanien, Portugal, Österreich und Frankreich setzte sich die Erholung fort.

An der Börse lösten die erfolgreichen Anleiheauktionen Kursgewinne aus. „Die Wirkung der Eurokrise nimmt langsam ab“, sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. „Die Heilung der Eurokrise ist mit Hilfe der EZB auf dem Weg. Spekulanten können gegen die Währungshüter niemals anstinken.“

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