Hohe Einbußen für Prokon-Investoren

Anleger werden nicht schlechter behandelt als andere Gläubiger, büßen aber 40 bis 70 Prozent ihres Kapitals ein.

Hohe Einbußen für Prokon-Investoren
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Hamburg. Die Anleger des insolventen Windenergie-Unternehmens Prokon werden mindestens 40 Prozent ihres Kapitals verlieren, vielleicht aber auch 70 Prozent. Nach vorläufiger Einschätzung sei mit einer Insolvenzquote von 30 bis 60 Prozent zu rechnen, teilte Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin in Hamburg mit. „Wegen des frühen Verfahrensstadiums und der schwierigen Bewertbarkeit vieler Vermögensgegenstände kann die Quote nicht genauer vorhergesagt werden“, erklärte Penzlin. Klar sei, dass weder ein Totalverlust der Anlage noch eine volle Rückzahlung zu erwarten seien. Einem Vermögen von einer Milliarde Euro stünden Verbindlichkeiten von rund 1,5 Milliarden Euro gegenüber.

Das Amtsgericht Itzehoe hatte zuvor das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Prokon Regenerative Energien GmbH eröffnet, weil das Unternehmen überschuldet und zahlungsunfähig ist. Laut Insolvenzverwalter haben mehr als 75 000 Anleger 1,44 Milliarden Euro in Prokon-Genussrechte investiert.

Diese Forderungen der Anleger sowie rund 75 Millionen Euro weiterer Gläubiger wie Banken, Lieferanten und Sozialversicherungen werden nun im Insolvenzverfahren gleichrangig behandelt, obgleich die Bedingungen für die Genussrechte das anders vorgesehen haben. Das Insolvenzgericht hob die Nachrangigkeit der Forderungen auf, weil damit gegen das Transparenzgebot verstoßen worden sei. „Das ist eine gute Nachricht für die Anleger“, sagte Penzlin.

Prokon-Gründer und Geschäftsführer Carsten Rodbertus, den Penzlin bereits vor einem Monat von seinen Aufgaben freigestellt hatte, wurde vor drei Tagen fristlos gekündigt, ebenso wie Vertriebsleiter Rüdiger Gronau. Penzlins Insolvenzplan sieht vor, das Kerngeschäft mit dem Betrieb und der Projektierung von Windparks zu erhalten und sich von den anderen Unternehmensteilen zu trennen. Dazu gehören die Herstellung einer eigenen Windturbine und die Biodiesel-Tochtergesellschaft in Magdeburg mit 140 Beschäftigten. Von den 450 Arbeitsplätzen bei Prokon fallen 150 weg. 80 Mitarbeiter hätten bereits gekündigt oder auslaufende Verträge; für weitere 70 werde eine Transfergesellschaft eingerichtet.

Die Gläubiger müssen nun ihre Forderungen anmelden und bei einer nichtöffentlichen Versammlung am 22. Juli in Hamburg den Insolvenzplan absegnen. Dann haben sie eine Chance, entweder Bargeld oder an Stelle ihrer unbesicherten Genussrechte eine besicherte und handelbare Anleihe von Prokon zu erhalten. Die Anleger könnten sie über die Börse verkaufen. Die Zinsen für diese Anleihe werden allerdings nicht die Höhe der Genussrechte erreichen. Rodbertus hatte seinen Anlegern bis zu acht Prozent gezahlt.

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