Goldman Sachs wird wegen Preistreiberei bei Alu verklagt

Detroit/Hong Kong (dpa) - Goldman Sachs soll über Jahre die Preise für Aluminium in die Höhe getrieben haben. Davon ist ein US-Aluverarbeiter überzeugt, der vor dem Bezirksgericht von Detroit eine Klage gegen die Wall-Street-Bank und die Londoner Metallbörse LME eingereicht hat.

Die LME-Muttergesellschaft wies den Vorwurf am Sonntag (Ortszeit) zurück. Auch Goldman Sachs erklärte am Montag, sich vor Gericht wehren zu wollen.

Hintergrund der Klage ist ein Geschäftsmodell, das auch den Argwohn von Finanzaufsehern geweckt hat: Viele Großbanken besitzen eigene Lagerhäuser für Rohstoffe. Sie verdienen damit direkt am Hunger der Industrie etwa nach Metallen.

Der Aluverarbeiter Superior Extrusion aus Michigan wirft Goldman Sachs vor, die Auslieferung des Aluminiums aus den bankeigenen Lagerhäusern in Detroit verzögert zu haben, um höhere Lagermieten kassieren zu können. Die LME als die marktbeherrschende Metallbörse habe dieses Vorgehen gedeckt. Andere, namentlich nicht genannte Lagerhaus-Betreiber seien ähnlich vorgegangen. Superior Extrusion will im Namen aller Geschädigten eine Sammelklage durchsetzen.

Wie tief der Frust bei den Alukunden sitzt, zeigten jüngst Äußerungen von Timothy Weiner vor einem Ausschuss des US-Senats. Der Risikomanager der zweitgrößten US-Brauerei MillerCoors beschwerte sich über das Geschäftsgebaren der Banken und der LME. Er schätzte die Zusatzkosten für die Kunden allein im vergangenen Jahr auf 3 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro). „Das aktuelle System funktioniert nicht.“

Es sei kaum mehr möglich, Alu direkt von den Herstellern zu beziehen, erläuterte Weiner. Das Metall gehe direkt in die Lagerhäuser. Die US-Großbanken hätten mit Hilfe der LME „einen Flaschenhals geschaffen, der den Nachschub an Aluminium einschränkt“. MillerCoors und andere Kunden hätten bis zu anderthalb Jahre auf eine bestellte Lieferung warten müssen. „Das ist bei keinem anderem Rohstoff so, den wir kaufen.“

Laut der bereits am Donnerstag eingereichten Klage betreibt Goldman Sachs über seine Tochtergesellschaft Metro International 29 der 37 von der LME zugelassenen Lagerhäuser in Detroit. Schätzungen zufolge kontrolliere die Bank damit die Hälfte allen Alus, das in US-Lagerhäusern liege, hieß es.

US-Aufsichtsbehörden und Politiker fürchten durch den Zugriff der Wall Street auf Rohstoffe Interessenkonflikte und eine Machtballung. Vor diesem Hintergrund will sich die größte US-Bank JPMorgan Chase von dem Geschäftsfeld trennen, wie sie Ende Juli erklärte.

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