Dieselskandal : Anklage gegen Ex-VW-Chef Winterkorn erhoben
Braunschweig Im Zuge des Dieselskandals ist Anklage gegen den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn erhoben worden. Ihm wird „besonders schwerer Fall des Betrugs“ vorgeworfen. Neben ihm werden noch vier Weitere angeklagt.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat im Dieselskandal Anklage gegen den früheren Volkswagen-Chef Martin Winterkorn erhoben. Winterkorn sowie vier weiteren Beschuldigten werden unter anderem ein "besonders schwerer Fall des Betruges" sowie ein Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vorgeworfen, wie die Behörde am Montag mitteilte. Es ist die erste Anklage im Skandal um illegale Abschalteinrichtungen in Deutschland.
Winterkorn und den anderen Beschuldigten drohen allein für den Betrugsvorwurf zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft. Der Betrug fand laut Anklage zwischen November 2006 und September 2015 statt. Die einzelnen Beschuldigten - laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den anderen vier um "Führungskräfte" - wussten demnach unterschiedlich lang davon.
Winterkorn beispielsweise werfen die Ermittler auch Untreue vor, weil er seit Ende Mai 2014 von den Manipulationen wusste, diese aber weder den zuständigen Behörden anzeigte noch den weiteren Einbau der Schummelsoftware verhinderte. Der Skandal war erst im September 2015 nach Ermittlungen der US-Umweltbehörde EPA öffentlich geworden.
Laut der Staatsanwaltschaft hatte Winterkorn davor noch versucht, den Betrug zu verschleiern. So habe er im November 2014 ein Softwareupdate durchführen lassen, das den wahren Grund für die zu hohen Stickoxid-Emissionen im täglichen Betrieb der Dieselautos überdecken sollte.
Für Volkswagen war es laut der Mitteilung wichtig, dass die Diesel auf dem Papier sauber waren, da sie so Marktanteile halten beziehungsweise ausbauen konnten. Der Konzern habe die Betrugsautos offensiv als umweltfreundlich beworben. Insgesamt kommen die Ermittler auf neun Millionen Autos der Marken VW, Audi, Seat und Skoda, die nicht auf der Straße hätten fahren dürfen. Für die Beschuldigten bedeutete das wiederum Boni in Millionenhöhe, die sie unberechtigterweise bezogen. Diese Boni in Höhe von 300.000 bis elf Millionen Euro will die Staatsanwaltschaft den Verantwortlichen wieder wegnehmen.