Costa Concordia-Unglück: Rückschlag für die Boom-Branche

Der Markt für die Kreuzfahrten wächst und ist hart umkämpft. Havarie schockt viele Kunden.

Berlin. Die „Costa Concordia“ hat schwere Schlagseite, Hubschrauber kreisen über dem havarierten Schiff, bei der Rettung spielen sich chaotische Szenen ab. Es sind die Bilder des Kreuzfahrt-Dramas in Italien, die ganz und gar nicht passen zu den Hochglanz-Prospekten einer erfolgsverwöhnten Branche, die nichts anderes als Träume auf See verkaufen will. Seit Jahren boomt das Kreuzfahrtgeschäft — der Schiffbruch der „Costa Concordia“ aber könnte die Branche erschüttern und eine neue Sicherheitsdebatte aufflammen lassen.

Als schweren Schlag für die Branche wertete die European Cruiser Association (Eucras), ein Verein für Passagiere und Crew-Mitglieder, das Drama vor der toskanischen Küste mit mindestens fünf Todesopfern.

Das Unglück sei angesichts der modernen Navigationsgeräte ein Rätsel, sagte Eucras-Präsident Stefan Jaeger. Der Deutsche Reiseverband (DRV) dagegen hielt sich zunächst zurück: Man müsse erst einmal abwarten, was die Ursache des Unglücks ist, sagt Sprecher Torsten Schäfer.

Unter den Besuchern der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart ist das Unglück am Wochenende Thema vieler Gespräche. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie so was mit der heutigen modernen technischen Ausrüstung passieren kann“, fragt ein Besucher: „Man macht sich Gedanken, ob man überhaupt wieder eine Kreuzfahrt macht.“

Susanne und Peter Bäsler aus Esslingen haben bereits eine Entscheidung getroffen. „De facto wollte ich eine Reise wieder mit Aida im September buchen. Und wenn es denen passiert, kann es auch einer Aida passieren“, sagt Susanne Bäsler.

Seit Jahren ragen die Wachstumskurven der Kreuzfahrtbranche nach oben, mit satten Zuwächsen von 20 Prozent. Galten Kreuzfahrten angesichts der Preise lange Zeit als Nische, ist die Branche längst auf dem Weg zum Massenmarkt. 1,2 Millionen Passagiere in Deutschland buchten laut DRV 2010 eine Kreuzfahrt, die Zahlen für 2011 sollen im März vorgelegt werden.

Das Geschäft hat sich zu einem Milliarden-Markt entwickelt, die Veranstalter von Hochsee-Kreuzfahrten, Aida und Hapag-Lloyd, kamen 2010 auf einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro.

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