Internationale Presse zu Gauck

Berlin (dpa) - Die Wahl Joachim Gaucks zum Bundespräsidenten ist auch in den internationalen Zeitungen ein Thema.

Vor allem in den deutschsprachigen Nachbarländern Österreich und Schweiz wird die Kür des Staatsoberhaupts besonders beachtet - in anderen Staaten, etwa Großbritannien, wird das Ereignis nur nachrichtlich vermerkt und nicht gesondert kommentiert. Ein Überblick:

„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz) - „Gauck und die Gunst der Stunde“: „Er weiß, dass es viel Kraft braucht, um sich gegen die Zumutungen des vormundschaftlichen Staates zu wehren. Diese Kraft wird er einfordern, und es könnte durchaus sein, dass er für viele Deutsche bald auch ein unbequemer Mahner und Dränger werden wird.“

„Tages-Anzeiger“ (Schweiz) - „Wahl Gaucks Glücksfall für Deutschland“: „Die Wahl von Joachim Gauck könnte sich für Deutschland als Glücksfall erweisen. Eine Prise Liberalismus wird dem Land guttun, ein freiheitsliebendes Gegengewicht zur fürsorglichen "Mutti" im Kanzleramt (so Merkels Spitzname). Spannende Diskussionen gibt das garantiert.“

„Basler Zeitung“ (Schweiz) - „Einmalige Chance für Gauck“: „Die Begriffe "Freiheit" und "Verantwortung", die seine Reden und Buchveröffentlichungen prägen, die aber für die Menschen in ihrem Alltag abstrakt sind, muss er nun mit konkreten, aktuellen Inhalten füllen.“

„Die Presse“ (Österreich) - „Deutschland hat Gauck verdient“: „Interessant, dass die Deutschen genau das von ihrem formal machtlosen Staatsoberhaupt erwarten: keine weich gespülten Reden, die es allen recht machen wollen, sondern richtungsweisende, unbequeme Denkanstöße.“

„Kronen Zeitung“ (Österreich): „Und natürlich, und das ist wohl auch ein Grund, warum Kanzlerin Merkel sich so lange gegen Gauck gewehrt hatte, wird Gauck kein stiller, kein bequemer Präsident sein. Der ehemalige evangelische Pfarrer hat immer gesagt, was er sich dachte, und er wird das auch weiter tun. Er wird ein Mahner sein.“

„Gazeta Wyborcza“ (Polen) - „Gauck muss Vertrauen aufbauen“: „Als erstes muss Gauck das Vertrauen in das Amt des Präsidenten und die politische Klasse wieder aufbauen, das sein Vorgänger so belastet hat. Schon vor der Wahl machte er sich an die Arbeit.“

„Rzeczpospolita“ (Polen) - „Pastor aus der ehemaligen DDR ist deutscher Präsident“: „Nun hatte Gauck nur die Abgeordneten der postkommunistischen Linken gegen sich. Sie haben ihm nie verziehen, dass er als erster Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde gegen einen dicken Schlussstrich war und konsequent die Agenten der Stasi verfolgte.“

„Rossijskaja Gaseta“ (Russland) - „Ein Freiheitskämpfer im Bellevue“: „In seinem Amt will das neue Staatsoberhaupt das weitere Zusammenwachsen seiner einstmals geteilten deutschen Heimat fördern. Nötig sein wird aber auch, das Vertrauen der Bevölkerung zu den Politikern und ihrer Tätigkeit wieder zu vergrößern. Gauck sollte die Nähe zu den Menschen nicht verlieren.“

„Corriere della Sera“ (Italien) - „Die Revanche der "Ossis"“: „Deutschland hat (...) bewiesen, dass es als Land in der Lage ist, gründlich an den inneren Ungleichgewichten zu arbeiten und sich Fragen zu seiner Zukunft zu stellen. (...) Und bei der Verwirklichung von all diesem waren dann zunehmend Menschen und Ideen aus dem Osten maßgebend.“

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