Porträt Deutsche ESC-Hoffnung Levina

Köln (dpa) - Wenn Musiker ein neues Album herausbringen, verschicken ihre Plattenfirmen dazu kleine Werbe-Texte mit Zitaten ihrer Schützlinge. Oft sind das recht nichtssagende, verschwurbelte Sätze, erdacht von PR-Strategen.

Porträt: Deutsche ESC-Hoffnung Levina
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Als Isabella Levina Lueen, die deutsche Starterin beim Eurovision Song Contest in Kiew Mitte Mai, jüngst ihr Debütalbum veröffentlichte, stand im Begleitschreiben allerdings ein Satz, den man wohl getrost unterschreiben kann: „Ich habe das Gefühl, dass ich mich seit Jahren auf diesen Moment vorbereite.“

Wer sich ihre Biografie anschaut, bekommt den Eindruck, dass da jemand seit Jahren Anlauf für den Sprung auf die große Bühne genommen hat. Levina, wie sie alle nennen, sang als Kind in Musicals („Jeder Baum ist ein Stück dieser Erde“), gewann „Jugend musiziert“, studierte in London Gesang. Beim Vorentscheid machte ihre Konkurrenz nicht einen Stich. Die 25-Jährige war einfach die logische Wahl der Deutschen, die beim ESC zuletzt mit zwei letzten Plätzen Schiffbruch erlitten hatten.

Geboren wurde Levina im rheinischen Bonn, aufgewachsen ist sie im sächsischen Chemnitz. Der Umzug hing mit der Arbeit der Eltern zusammen, die selbst zwar keine professionellen Musiker sind, allerdings Instrumente spielen und mit der Szene keinesfalls fremdeln. Ihr Papa - in der IT-Branche tätig - kenne sich bestens aus, sagte Levina kürzlich in einem Interview der „Berliner Zeitung“. „Der weiß immer genau, wer jetzt gerade wo welchen Plattenvertrag gekriegt hat.“ Ihre Eltern waren es auch, die ihr zum Bühnen-Namen Levina verhalfen. Er steht schon von Geburt an in ihrem Pass - inspiriert von einem Kindermädchen, das mit Nachnamen Levin hieß.

Zuletzt pendelte die Sängerin oft zwischen zwei Wohnorten: Berlin und London, wo sie Musikmanagement studiert. Nach England war sie über einen Auslandsaufenthalt während der Schule gekommen, später studierte sie dort Gesang und Komposition. „Eigentlich wollte ich da auch gar nicht so lange bleiben“, sagt Levina. „Aber dann war ich dort und habe Bands gegründet. Wir sind viel aufgetreten und ich bin einfach dort geblieben.“

Ihr Publikum bestand daher bis vor einigen Monaten vor allem aus den Gästen der Bars, in denen sie auftrat. Als sie beim deutschen ESC-Casting auftauchte, strahlte sie dennoch eine große Selbstverständlichkeit aus. Eine Freundin aus Chemnitz hatte ihr den Bewerbungs-Link geschickt. „Es gibt sicherlich Casting-Shows, bei denen ich mich nie angemeldet hätte. Aber diese hier war anders“, sagt Levina. „Das Format kommt ja irgendwie auch von Stefan Raab, der es schon bei Lena absolut richtig gemacht hat.“

Das Unfertige und auch Unbekümmerte der ESC-Siegerin Lena kann man an Levina nicht unbedingt beobachten. Vielleicht liegt darin die größte Gefahr des ganzen Unterfangens. Im ESC-Vorentscheid formulierte Juror Florian Silbereisen treffend, Deutschland mache mit Levina „definitiv nichts falsch“. Aber kann daraus auch der kleine Hype entstehen, den man für die guten Plätze beim ESC braucht?

Levina hat sich jedenfalls festgelegt. Als Zielmarke nennt sie das obere Drittel. Und auf ihren rechten Unterarm hat sie schon vor einiger Zeit „Plan A“ tätowieren lassen. Das ist die Musik.

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