WM 2018 Deutsche Mannschaft im Formcheck: Was läuft - und was nicht

Am Mittwoch steht das dritte und letzte Spiel der Deutschen Nationalmannschaft an. Gegen Südkorea muss noch ein Sieg her. Wo muss noch gearbeitet werden? Wer hat schon das notwendige Niveau für die (hoffentlich) kommenden Aufgaben.

 Tony Kroos (mitte) scheint seine innere Mitte wiedergefunden zu haben.

Tony Kroos (mitte) scheint seine innere Mitte wiedergefunden zu haben.

Foto: Andreas Gebert

Watutinki. Es zählt zu den Qualitäten der deutschen Mannschaft, dass sie auch dann noch dazu imstande ist, erfolgreichen und zugleich ansehnlichen Fußball zu spielen, wenn einige der Leistungsträger sich erfolglos bemühen, aus einem Leistungsloch zu graben. Das 2:1 gegen die Schweden beispielsweise ertrotzte sich das Team, obwohl eine Stütze wie Thomas Müller immer noch im Tarnkappen-Modus unterwegs ist. Wo muss noch gearbeitet werden? Wer hat schon das notwendige Niveau für die (hoffentlich) kommenden Aufgaben.

Manuel Neuer galt als das große deutsche Sorgenkind vor der Weltmeisterschaft. Keinem anderen Spieler hätte Joachim Löw wohl die Möglichkeit eingeräumt, nach einer neunmonatigen Verletzungspause und ohne Spielpraxis Mitglied des WM-Kaders zu werden. Auf keiner anderen Position hätte der Bundestrainer einen Ersatzmann von Weltklasse-Format parat gehabt. Marc-André ter Stegen durfte sich berechtigte Hoffnung auf einen WM-Startplatz machen. Aber Neuers mehrfach operierter Fuß hielt und hält. Dass es keine Diskussionen mehr um den Torwart gibt, ist der Beweis, dass Löw richtig lag mit der Nominierung des Münchners. "Er hat eine Persönlichkeit, die es so nicht oft gibt. Die Gelassenheit die er ausstrahlt, macht einen selbst gelassener", hebt Timo Werner einen weiteren Vorzug des Keepers heraus.

Deutschland gegen Schweden
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Galt vor der WM nichts als Problemfall der Deutschen. Mats Hummels, Jerome Boateng und Joshua Kimmich gehören auf ihren Positionen zur internationalen Klasse. Dann hinterließ Kimmich einen fahrigen Auftritt gegen Mexiko und Hummels ließ sich vor dem Gegentor in einen unnötigen Zweikampf verwickeln. Boateng reiste angeschlagen zum WM-Team, wirkt noch nicht vollständig austrainiert. Daraus dürfte auch die unsinnige Grätsche rühren, die zu seinem Platzverweis gegen Schweden führte. Vorteil: Bis zu einem möglichen Achtelfinale kann er sich ohne Wettkampfbelastung im Training an seine Topform herantasten. Hummels rückt nach seiner Wirbelverrenkung gegen Südkorea wieder in die Mannschaft. Weil auch Antonio Rüdiger gegen Schweden patzte, könnte Niklas Süle nun möglicherweise eine Chance erhalten. Lediglich die zuvor als Schwachpunkt ausgemachte Position des Linksverteidigers wurde von Marvin Plattenhardt und Jonas Hector bislang solide besetzt. Lassen die Innenverteidiger weitere Patzer folgen, dürfte das die Abreise aus Russland rapide beschleunigen.

Galt mal als das Herzstück des deutschen Spiels. Mit Sami Khedira und Toni Kroos sind zwei Spieler mit Regieaufgaben betraut, die dieser Tätigkeit ansonsten bei europäischen Spitzenklubs nachgehen. Dass der Sicherheitsbeauftragte Khedira gegen Mexiko seinem Anforderungsprofil nicht nachkam, überraschte. Dass statt seiner gegen Schweden Sebastian Rudy auf dem Feld stand und nicht etwa Ilkay Gündogan ebenfalls. Kroos immerhin scheint seine innere Mitte wiedergefunden zu haben. Einer von wenigen Spielern, an denen ein Fehler wie jener fatale gegen Schweden spurlos vorüber geht. Noch aber fehlt ihm formstarker Partner im Zentrum. Rudy wird sich am Mittwoch wohl nicht als dieser präsentieren können. "Man sollte darauf vorbereitet sein, dass er nicht spielen kann", sagte Co-Trainer Marcus Sorg am Montag. Der im Schweden-Spiel erlittene Nasenbeinbruch lässt das wohl noch nicht zu. Das Casting geht weiter.

Galt als wirbelndes Spektakel. Konnte den Ruf nur in homöopathischen Dosen bestätigen. Julian Draxler enttäuschte gleich zwei Mal das Vertrauen des Bundestrainers. Thomas Müller ebenso. Der Münchner folgt zwar auch in Russland jenen verschlungenen Laufwegen, die er aus Deutschland gewohnt ist. Während sie dort aber in Toren oder Vorlagen münden, enden sie während der WM zu oft in der Sackgasse. Timo Werner immerhin hat seine Tauglichkeit nachdrücklich unter Beweis gestellt, war bester Spieler gegen Schweden. Ohne ihn hätte die Mannschaft den Rückflug nach Deutschland am Donnerstag schon fest in ihre Reisplanungen aufnehmen können. Weil sich zeitglich auch noch Marco Reus in Schaffenslaune befindet, plagen Löw hier kaum Sorgen. Julian Brandt hat sich bei seinen Kurzeinsätzen für mehr Spielzeit empfohlen. Aber: "Es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn Schwung von der Bank kommt", sagt Sorg. Gut wiederum für Brandt: "Das darf kein Ausschlusskriterium für die Startelf sein." Mit Mario Gomez steht den Deutschen zudem noch ein Zentrumsstürmer klassischen Formats zur Verfügung, der seine Rolle als Ergänzungsspieler akzeptiert hat.

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