Wengers 1000. Spiel für Arsenal

London (dpa) - „Wer zum Teufel ist Arsène Wenger?“ Das soll ein Profi des FC Arsenal 1996 gerufen haben, als der damals ziemlich unbekannte Fußball-Trainer als neuer Boss bei den Gunners vorgestellt wurde.

Wengers 1000. Spiel für Arsenal
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„Arsène wer?“ fragte sogar die Zeitung „Evening Standard“ nach der Verpflichtung.

Knapp zwei Jahrzehnte nach seinem Wechsel vom japanischen Club Nagoya Grampus arbeitet der Franzose noch immer bei den Nord-Londonern - in seiner 18. Saison. Am Samstag steht er zum 1000. Mal an der Seitenlinie. Aus dem Trainer-Nobody ist eine Legende geworden. Sein Spitzname lautet Professor.

Das Jubiläum führt den Coach ausgerechnet zum FC Chelsea und seinem Rivalen José Mourinho. Wenger hat in zehn Spielen noch nie gegen den Portugiesen gewonnen. Bei einer weiteren Niederlage fällt Arsenal im Titelrennen sieben Punkte hinter den Spitzenreiter zurück. „Es ist das Spiel der Saison, aber nur weil es gegen einen direkten Konkurrenten geht“, sagte Wenger. Wie immer repräsentiere er den Club, seine persönlichen Gefühle stelle er zurück.

579 Siege, 223 Unentschieden und 197 Niederlagen stehen für den Coach seit seinem Debüt am 12. Oktober 1996 bei den Blackburn Rovers (2:0) zu Buche. Mit beinahe 58 Prozent kann der 64-Jährige sogar eine geringfügig bessere Erfolgsquote vorweisen, als Sir Alex Ferguson in seinen ersten 1000 Spielen mit Manchester United.

Mit den Gunners hat Wenger drei Meisterschaften gefeiert und viermal den FA-Cup gewonnen. Die bisher letzte Trophäe gab es 2005. Seit neun Jahren warten die Anhänger nun vergeblich auf einen Titel. In dieser Saison soll es klappen. Die Gunners stehen im FA-Cup-Halbfinale und sind im Vierkampf um die Meisterschaft dabei.

Trotz der langen titellosen Zeit blickt Wenger mit Stolz gerade auf den zweiten Teil seiner Amtszeit zurück. Es ist ihm gelungen, trotz des kostspieligen Baus des neuen Stadions und kleinerem Etat weiterhin regelmäßig die Champions League zu erreichen. Experten loben, das sei eine großartige Leistung. Sie sei höher einzuschätzen als die Meister-Saison 2003/04, als Arsenal mit Jens Lehmann im Tor kein Ligaspiel verlor.

„Die zweite Periode war schwerer, denn wir mussten gegen Clubs kämpfen, die 150 Millionen Pfund pro Jahr Verlust machen konnten, während wir 30 Millionen Gewinn erwirtschaften mussten“, bestätigte Wenger. Immer wieder musste er Stars abgeben, bis zum Transfer von Mesut Özil im vergangenen Sommer konnte er zuletzt kaum namhafte Spieler verpflichten. Jetzt, sagte Wenger, sei Arsenal aber wieder in der Position, mit anderen Clubs um große Spieler zu buhlen.

Mit einem weiteren Titel und kolportierten 100 Millionen Pfund für neue Transfers soll der Coach nun den dritten Teil seiner Amtszeit einleiten. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, die Verlängerung scheint bloß Formsache.

Die Fußball-Welt verneigt sich vor Wenger. Pep Guardiola, Thierry Henry und viele andere bezeichnen ihn als einen der besten Trainer der Welt. In England gilt der Elsässer als Pionier. Vor Wenger spielte Arsenal spröde und langweilig, er brachte das moderne Offensivspiel auf die Insel. Zudem formte er viele Talente zu Weltstars. „Ich habe es immer genossen, Arsénes Mannschaften anzusehen“, schrieb Ferguson in einem Brief an Wenger.

Dass der Franzose zudem der erste Trainer war, der die Ernährung und den Lebensstil seiner Profis revolutionierte, wird in London gerne erzählt. Scherzhaft sagen sie dort auch, der Coach habe beim Bau des neuen Trainingsgeländes in St. Albans sogar entschieden, welche Form die Löffel im Restaurant der Spieler haben sollten.

Am Samstag will Wenger an der Stamford Bridge von seinem Jubiläum nichts wissen. „Wir wollen die drei Punkte“, sagte er. Das sei wichtiger. Überhaupt: Als Trainer sei er immer nur am nächsten Duell interessiert. „Unsere Droge ist das nächste Spiel.“ Solange die Leidenschaft dafür in ihm brenne, mache er weiter - wahrscheinlich aber nicht noch einmal 1000 Spiele.

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