Kellers nächste hohe Hürde

Wie der Trainer des FC Schalke 04 das Gesicht seines Teams verändern will.

Kellers nächste hohe Hürde
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Doha/Gelsenkirchen. Endlich konnten der FC Schalke 04 mal wieder eine positive Botschaft verkünden: Sidney Sam (25) wird zur neuen Saison von Bayer 04 Leverkusen nach Gelsenkirchen wechseln. Der Nationalspieler hat einen Vierjahresvertrag unterschrieben — für eine überschaubare Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro. „Er ist vielseitig einsetzbar“, sagt Manager Horst Heldt zur perspektivischen Verpflichtung. Zuvor hatte Heldt weniger zu lachen: Dem vom FC Bayern geliehene Zugang Jan Kirchhoff riss gleich bei seiner zweiten Trainingseinheit das Syndesmose-Band. Kirchhoff fällt sechs Wochen aus.

Der Umbau der Schalker Mannschaft geht weiter. In den vergangenen Monaten hatten die Verantwortlichen den Eindruck gewonnen, dass sie vor allem die Struktur des Teams verändern müssen. Im Vergleich zu vielen anderen Bundesligisten wirkte die Spielweise der Schalker, die vor allem auf körperliche Wucht und Einsatzfreude aufgebaut war, antiquiert — und wenig inspiriert. Gerade im Konterspiel oder dem Pressing hatten sie immer wieder Nachteile gegenüber den Kontrahenten. „Wir haben uns viel vorgenommen und wollen in der Rückrunde mehr Punkte. Wir werden versuchen, unser Ziel zu erreichen, möglichst wieder in die Champions League zu kommen. Es war nicht alles rund“, sagte Heldt.

Nicht zuletzt deshalb hatte sich der Manager offenbar dazu entschieden, Jermaine Jones vorzeitig aus seinem noch bis zum Saisonende laufenden Vertrag zu entlassen. „Dass er jetzt schon freigestellt wurde, kam überraschend für mich und auch für Jermaine. Das ist eine schwierige Situation“, sagte Jones’ Kollege Kevin-Prince Boateng.

Jones steht — abgesehen von einigen Unstimmigkeiten zwischen ihm und der sportlichen Leitung während der Hinrunde — für das kämpferische Schalke, das viel investiert, dem aber die künstlerische Note abgeht. Ein struktureller Wandel soll her. So muss Trainer Jens Keller im Trainingslager in der Wüste von Katar daran arbeiten, das Spielsystem der Mannschaft umzustellen: Vom defensiven 4-2-3-1 auf ein offensiveres 4-1-4-1 — oder gar auf ein System mit zwei Stürmern, wenn Klaas-Jan Huntelaar von seiner Knieverletzung genesen ist. Der Niederländer soll am zweiten Rückrundenspieltag einsatzbereit sein.

Leon Goretzka, der zu Saisonbeginn aus Bochum gekommene, hoch talentierte Mittelfeldspieler, soll künftig mehr Einsatzzeiten erhalten. Und den Schalken mit seinen spielerischen Mitteln weiterhelfen. In der Hinrunde war der 18-Jährige noch vom Abiturstress und einigen Verletzungen und Erkrankungen gebeutelt. Weitere Veränderung: Torhüter Fabian Giefer von Fortuna Düsseldorf soll in der kommenden Saison nach Gelsenkirchen wechseln.

Die Schalker verändern sich. Auch, um auf mögliche und ernst gemeinte Anfragen für Julian Draxler vorbereitet zu sein, der den Club nach der Saison für rund 45 Millionen Euro verlassen könnte. In der Rückrunde muss nicht weniger gelingen, als kurzfristige und langfristige Perspektiven miteinander zu vereinen.

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