1. Bundesliga 0:0 - Leverkusen zu Gast im Bayern-Theater

Bayer beeindruckt beim 0:0 mit einer starken Defensivleistung, doch die Turbulenzen beim Meister überlagern alles: Hat Pep Guardiola die Liga satt? Gibt es Disziplin-Probleme?

Leverkusen. Um das Ausmaß der Hysterie um den Fußball-Zirkus, der sich FC Bayern nennt, zu begreifen, reichte am Samstagabend ein Blick in die Katakomben des Leverkusener Stadions. Dass die Münchener selbst auf all das Theater, das sie mal wieder umgibt, angesprochen wurden, war keine große Überraschung. Erst recht nicht in Zeiten, in denen jeder Punktverlust wie eine Niederlage behandelt wird — selbst wenn es auswärts bei einem Champions-League-Teilnehmer nicht mal ein Gegentor gegeben hatte.

Nach dem 0:0 im Bundesliga-Topspiel sollten aber selbst die Leverkusener etwas zum Zustand der Bayern sagen. Und ob die überhaupt noch so überirdisch seien, wie es in der Hinrunde den Anschein hatte. Doch daran hatte Ömer Toprak, Leverkusens überragender Innenverteidiger und der beste Mann auf dem Platz, so gar kein Interesse: „Klar hört man das, aber ich glaube, dass sie das ausblenden können. Man hat von der ersten Minute an gesehen, dass sie das, was von außerhalb kommt, nicht interessiert“, sagte Toprak in einem Ton, der allen Beteiligten deutlich machte, dass es ihm recht egal ist.

Was ihn hingegen sehr wohl interessierte, war die Leistung seiner eigenen Mannschaft. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte der 26-Jährige und hätte den Satz durchaus im Singular sprechen dürfen. Denn Topraks Auftritt war mit „überragend“ noch zurückhaltend beschrieben.

Holger Badstuber, Bayern-Profi, ärgert sich, dass die Münchener nach dem 0:0 von Dortmund in Berlin den Vorsprung nicht ausbauen konnten

Bereits in der ersten Hälfte verwaltete er die Viererkette mit einer solchen Souveränität, dass die Bayern nach 45 Minuten nicht einen Torschuss auf dem Statistikzettel stehen hatten. Meist ließ er seinem 19 Jahre alten Nebenmann Jonathan Tah den Vortritt und kümmerte sich als eine Art Vaterfigur um die zweiten Bälle. Erst als die Bayern nach etwa einer Stunde personell wie taktisch umstellten und mehr Druck ausübten, musste Toprak selbst in die Zweikämpfe, gewann fast alle, grätschte, sprintete und machte Pass- sowie Flankenwege zu. Zwar kamen die Gäste trotzdem zu einigen wenigen Chancen, im Tor landete aber nichts davon.

Entsprechend enttäuscht waren die Bayern — obwohl Konkurrent Dortmund zuvor in Berlin ebenfalls nur 0:0 gespielt hatte. „Wenn wir schon mal so eine Vorlage bekommen, dann müssen wir das ausnutzen“, ärgerte sich Holger Badstuber, der wie seine Kollegen aber nur wenige Fragen zu den 90 Minuten beantworten musste. Meist drehte es sich um Grundsätzliches. Obwohl es in allen drei Wettbewerben ja eigentlich läuft.

Aber ganz harmonisch geht es bei den Bayern ja nie. Also sind Geschichten im Umlauf. Einige kommen von innen, wie der Abgang von Trainer Pep Guardiola zu Manchester City sowie die Aussagen eines anonymen Spielers, der im „Kicker“ von Problemen in Sachen Fitness und Disziplin sprach. Andere kommen von außen: Arturo Vidal soll im Trainingslager angetrunken gewesen sein, Zudem ließ Barca-Star Dani Alves verlauten, dass sich Guardiola nie in München wohlgefühlt hätte. In der Tat wirkt der Trainer dieser Tage, als könne er es kaum erwarten, seinen Spint an der Säbener Straße zu räumen. Vor dem Spiel sagte Guardiola, er fühle seine Arbeit nicht wertgeschätzt. In Deutschland rede niemand über das, was auf dem Platz passiere, sondern zu viel über Randgeschichten. Es scheint, als habe Guardiola nicht zwingend von den Bayern die Nase voll, sondern von der Bundesliga, die für ihn von Beginn an eine Liga ohne echten Gegner war. In Spanien hatte er immer Real Madrid, in England werden es gleich mehrere Konkurrenten sein. In Deutschland gibt es kein echtes Rennen um die Meisterschaft. Selbst wenn es wie am Samstag mal nicht für einen Sieg reicht.

Doch auch das dritte sieglose Bundesliga-Spiel in Leverkusen in Folge konnte Thomas Müller nicht schocken: „Das hat sich bewährt. Wir wurden die letzten drei Jahre Meister, und deswegen wollen wir das auch dieses Jahr so machen“, sagte der Nationalspieler, den Guardiola erst in der zweiten Hälfte für den wirkungslosen Arjen Robben einwechselte. Müller nahm es nach außen hin gelassen: „Bei unserem Kader ist es nichts Neues, dass auch mal Spieler draußen sitzen, die sich vielleicht gern in der ersten Elf sehen.“

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