ANZEIGE IG Metall Ausbilden, Weiterbilden, Perspektiven schaffen

Mit Ralf Claessen im Gespräch: Der Geschäftsführer der IG Metall Krefeld ist Pragmatiker und Visionär zugleich.

 Ralf Claessen: „Für Fachkräfte gilt der Dreiklang Ausbilden, Weiterbilden, Perspektiven schaffen.“

Ralf Claessen: „Für Fachkräfte gilt der Dreiklang Ausbilden, Weiterbilden, Perspektiven schaffen.“

Foto: ja/IG Metall/Ralf Range

Ralf Claessen provoziert ganz bewusst gleich zu Beginn des Gesprächs: „Alles Quatsch mit dem Führungskräftemangel.“ Wer nicht bereit sei, einem Olympiateam die Arbeitsbedingungen zu bieten, dürfe sich auch nicht wundern, wenn zu wenige Sportler bereit seien, an den Start zu gehen, greift er zu einem Bild.

Der Geschäftsführer der IG Metall Krefeld will damit aufrütteln. Er versucht, alle Akteure wie Unternehmen, Arbeitsagentur, Wirtschaftsorganisationen und Verbände zu mobilisieren, noch strukturierter und mit mehr Esprit das Problem anzugehen. Oft sei es schlicht ein Matching-Problem, die richtigen Leute zusammenzubringen. „Es läuft doch etwas falsch, solange bei der Agentur noch drei Millionen Arbeitslose gemeldet sind.“ Zumindest ein Teil davon müsste durch entsprechende Maßnahmen qualifiziert werden können. „Das ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe.“

Claessen räumt ein, dass es bei hochwertigen Jobs etwa im IT- und MINT-Bereich nicht genügend freie Fachkräfte gibt. Zumindest aber sollten bei niedrigwertigen, aber hochgradig anstrengenden Jobs wie bei Pflegekräften mit mehr Motivation und besseren Konditionen mehr Stellen besetzt werden. Die Arbeitgeber müssten umdenken und hinzulernen, zum Beispiel durch tarifliche oder gar übertarifliche Bezahlung. Allerdings genüge es nicht, wenn man dies auf neue Arbeitskräfte anwende, aber die Stammkräfte außen vorlasse. Das führe zu Verwerfungen.

Berufspraktika schon für Schüler können eine gute Orientierung sein, um den Wunschjob zu finden.

Berufspraktika schon für Schüler können eine gute Orientierung sein, um den Wunschjob zu finden.

Foto: Getty Images/iStockphoto/industryview

„Ich bin ja vielleicht ein Dino“, aber die Vielfalt des dualen Ausbildungssystems müsse den Schülern viel intensiver nahegebracht werden – trotz aller lobenswerter Formate wie Check-in Berufswelt, KReMINTec, Jugend forscht oder MakerSpace an der Hochschule. „Das sind tolle Insellösungen, aber es fehlt an einem bildungspolitischen Gesamtkonzept, am verbindenden Element und einer gesamtheitlichen Strategie.“ Jungen Menschen werde noch immer zu oft ein Studium empfohlen, anstatt über Erfolgsgeschichten wie Karriere mit Lehre zu berichten. Um eine durchgängige Bildungskarriere bemühe sich zumindest der Steuerkreis KAOA (kein Abschluss ohne Anschluss) aus Sozialpartnern und Kommunen, der den Übergang von der Schule in den Beruf oder ins Studium koordiniert. Gut organisiert sei die Ausbildung immerhin bei IHK, Kreishandwerkerschaft und Handwerkskammer. Für die kleinen und mittleren Unternehmen fehle allerdings ein externes Ausbildungsmanagement. Bei der Arbeitsagentur bemängelt er eine zu geringe Vermittlungstätigkeit.

Anstöße gibt Claessen für neue Wege bei der Berufsorientierung für Schüler: Praktika während der Schulferien, Web-Training im Netz statt bei der Arbeitsagentur oder ein umgekehrtes Bewerbungsverfahren. Zuerst die Bewerber einladen und kennenlernen und erst danach testen.

Ein Manko sieht der Gewerkschafter darin, dass es für Krefeld keine Berufslandkarte gebe. Die könne jungen Menschen vermitteln, was ein Goldschmied, ein Feingerätemechaniker oder ein Hörgeräteakustiker machen, ergänzt um kleine Videos über Beruf, Karrieremöglichkeit und Vergütung. Eine wichtige Funktion komme den Berufsorientierungslehrern an den Schulen zu. Vielleicht müsse man Veranstaltungen wie Check-in Berufswelt sogar für alle Schulen zur Pflicht machen oder besser um Bonussysteme ergänzen, meint Claessen. Verbesserungen gebe es heute bei der Attraktivität der Bewerbungsausschreibungen. Nach Angeboten wie flexible familienfreundliche Arbeitszeiten, Jobtickets und Zusatzleistungen hätte man sich vor zehn Jahren noch vergeblich umgeschaut. Ob das nun aus Überzeugung oder marktgetrieben geschehe, wisse man zwar nicht, aber es sei ein Fortschritt. „Mir fehlt es insgesamt noch an Struktur, Leitbild und Vision, an einem positiven Zukunftsbild für Krefeld.“

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