Islamisten-Prozess Syrien-Rückkehrer aus Mönchengladbach vor Gericht

Er zählt zum Umfeld des Salafisten Sven Lau und gehörte dem Verein „Einladung zum Paradies“ an: Daheim soll der Islamist Ugur S. als Frauenwürger und Kinderquäler aufgefallen sein, berichtet die Staatsanwaltschaft.

Ugur S. mit seinen Anwälten beim Prozessauftakt am Dienstag.

Ugur S. mit seinen Anwälten beim Prozessauftakt am Dienstag.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. (dpa) Ein radikaler Islamist aus dem Umfeld des inhaftierten Sven Lau soll seine schwangere Verlobte und ihren Sohn schwer misshandelt haben. Am Dienstag begann vor dem Düsseldorfer Landgericht der Prozess gegen den 31-jährigen Ugur S..

Islamisten-Prozess: Syrien-Rückkehrer aus Mönchengladbach vor Gericht
Foto: Martin Gerten

Der mutmaßliche IS-Sympathisant und Dschihadist habe in Mönchengladbach seine Verlobte mehrmals gewürgt, geschlagen und getreten, berichtete der Staatsanwalt. Ihren elfjährigen Sohn habe er ebenfalls schwer misshandelt. Der Junge sei mit Peitschenhieben vom Angeklagten geweckt worden, dem es sichtlich Spaß bereitet habe, das Kind zu quälen. So habe er den Jungen mit einem langen Tuch um Hals und Fuß so gefesselt, dass sich das Kind bei Bewegungen selbst gedrosselt habe. Darüber habe der 31-Jährige lauthals gelacht und dem Kind ins Gesicht getreten. Als der Junge versucht habe, seiner bedrängten Mutter zu helfen, sei ihm Ugur S. mit den Füßen in den Rücken gesprungen, so dass das Kind vornüber gegen ein Möbelstück geflogen sei. Mit einem Kampfmesser habe er seiner schwangeren Verlobten Schnittwunden beigebracht und ihr gedroht, ihr das ungeborene Kind aus dem Leib zu schneiden.

Als die Verlobte, die von schweren Misshandlungen einer früheren Lebensgefährtin durch den Angeklagten wusste, sich vor Angst eingenässt habe, habe der selbst ernannte Mudschahedin sie verhöhnt, mit dem Handy gefilmt und ihr in Gesicht und Bauch getreten sowie ins Gesicht gespuckt. Die Frau habe sich in ein Frauenhaus geflüchtet, sei aber später zu ihrem Peiniger zurückgekehrt.

Der mit Handschellen gefesselte Angeklagte lauschte den Vorwürfen oft grinsend, verzichtete auf eine Aussage und schwieg. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vor. In Syrien habe er sich im Umgang mit der Kalaschnikow und mit Sprengstoffen schulen lassen. Welcher Gruppe er sich dort angeschlossen habe, konnten die Ermittler nicht klären. Die Staatsanwaltschaft hat ihn zudem wegen der „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ gegen den syrischen Staat angeklagt.

Im Juli 2014 soll der Deutsche über die Türkei nach Syrien ausgereist sein. Ende September sei er nach Deutschland zurück gekehrt. Der Angeklagte zähle zum Umfeld des Salafistenführers Sven Lau, der in Mönchengladbach den vom Verfassungsschutz beobachteten Verein „Einladung zum Paradies“ geleitet und später als Initiator der „Scharia-Polizei“ in Wuppertal für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Lau war im vergangenen Dezember in Mönchengladbach als mutmaßlicher Terror-Unterstützer festgenommen worden. Das Gericht hat für das Verfahren gegen Ugur S. zwölf Verhandlungstage vorgesehen.

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