Sparpaket beschlossen: Griechen zwischen Wut und Verzweiflung

Nach einem Verhandlungskrimi einigen sich die Parteien auf ein weiteres Sparpaket. Auf die Bürger kommen harte Einschnitte zu.

Athen. Drastische Kürzungen der Mindestlöhne, weniger Arbeitslosengeld und Entlassung von tausenden Staatsbediensteten — auf die Griechen kommt ein neues hartes Sparprogramm zu.

In einem nächtlichen Verhandlungsmarathon einigte sich Ministerpräsident Lucas Papademos mit den Vorsitzenden der Parteien, die seine Regierung unterstützen, auf weitere Einschnitte. Die Stimmung der Griechen, die schon mehrere Sparrunden hinter sich haben, schwankt zwischen Verzweiflung und Wut.

Fast wären die Gespräche in der Nacht zu gestern geplatzt. Der Chef der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND), Antonis Samaras, bestand darauf, die Zusatzrenten unangetastet zu lassen. „Ich kann es nicht zulassen“, sagte er. Er habe „hart für die Menschen verhandelt“, die sehr litten. Es geht um Einsparungen von 300 Millionen Euro. Schließlich dann doch die erlösende Nachricht: Die Verhandlungen wurden erfolgreich beendet.

13 Stunden dauerte der Verhandlungspoker zwischen griechischen Spitzenpolitikern sowie den Vertretern der „Troika“ aus EU, IWF und der Europäischen Zentralbank (EZB). „Nächtlicher Thriller im Athener Regierungsgebäude“, titelte die konservative Athener Zeitung „Kathimerini“.

Für die Griechen bedeutet das neue Sparpaket weitere tiefe Einschnitte. „Wir, immer wir müssen zahlen“, sagt der Rentner Ilias Zissimatos (78). Der frühere Maurer bekommt 480 Euro Rente. Davon zahlt er 230 Euro Miete. Jetzt soll er 15 Euro monatlich weniger bekommen. „Um unseren Staat zu retten. Das sagen die Geldgeber — na genial.“

Die Kommunistische Partei ruft zum Aufstand auf. Andere marxistische und linksgerichtete Parteien wollen die Regierung stürzen. Die Gewerkschaften planen weitere Streiks. Heute und morgen sollen in Athen keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren.

Mittlerweile gibt es in Griechenland nur noch wenige, die an eine Rettung glauben. Sicher scheint zu sein, dass Athen vor einer Herkules-Aufgabe steht. Das Land, das in einer tiefen Rezession steckt, muss noch härter sparen. Die Menschen verarmen und verzweifeln immer mehr. „Und die Verzweiflung ist kein guter Ratgeber“, sagt der Arzt Giorgos Tagaris. Vater Stelios, der Probst einer Kirche, ergänzt: „Ich kann nur noch beten, dass wir daraus heil herauskommen.“

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