Papst leitet Vatikan-Reform ein

Die Ausgrenzung Geschiedener und Wiederverheirateter könnte beendet werden.

Rom. Mit offener Kritik an einer oftmals zu großen „Vatikan-Zentrierung“ der Kirche hat Papst Franziskus gestern ein Beratergremium einberufen. Acht Kardinäle, darunter als einziger Europäer der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, tagen zunächst bis Donnerstag. Sie sind vom Papst beauftragt, ihm Reformvorschläge für die Kurie und die Kirche vorzulegen.

Franziskus geht es um eine Revision der Struktur und Funktionsweise der vatikanischen Regierung. Die Kardinäle sind zur Diskretion aufgerufen, was die Inhalte ihrer Beratungen angeht. Eine schlankere Kurie und eine stärkere Vernetzung der „Regierungsarbeit“ dürften aber zu ihren Zielen gehören. Bislang etwa finden keine Gespräche zwischen führenden Kurie-Mitarbeitern statt. Sie alle berichten allein dem Papst.

Ein Thema, das vor allem die Gemeinden bewegt, ist der Umgang mit Geschiedenen und Wiederverheirateten. So soll es auch darum gehen, sie nicht länger von den Sakramenten wie Kommunion und Beichte auszuschließen. In Deutschland setzt sich unter anderem die Initiative „Wir sind Kirche“ für dieses Ziel ein. Mitinitiator Christian Weisner ist optimistisch: „Papst Franziskus hat ganz klar einen Lösungsweg vorgezeichnet, in dem er auf die orthodoxe Kirche verwiesen hat.“ Dort gibt es die Möglichkeit zur Wiederheirat.

In der katholischen Kirche würden geschiedene und wiederverheiratete Gemeindemitglieder dagegen in schwierige Situationen geraten. „Es gibt den Gang in die Anonymität, in Nachbargemeinden. Das ist die Doppelmoral der katholischen Kirche — aber was ist das für eine Botschaft?“ vezi/dpa

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