Milizen schießen auf Demonstranten in Libyen: Viele Tote

Istanbul/Tripolis (dpa) - Blutige Eskalation in Libyen: Bei bewaffneten Zusammenstößen zwischen Milizen und Demonstranten sind am Freitag Dutzende Menschen getötet worden.

Nach Informationen der staatlichen Nachrichtenagentur Lana kamen 27 Personen ums Leben, rund 235 wurden verletzt. Das libyschen Nachrichtenportal „Al-Tadhamun“ meldete unter Berufung auf den Gesundheitsminister mindestens 31 Tote und 285 Verletzte. Die Demonstranten hatten bei einem Protestmarsch in der Hauptstadt Tripolis den Rückzug der Kampfbrigaden gefordert. Milizionäre feuerten daraufhin in die Menge.

Hunderte Bürger waren nach dem Freitagsgebet zum Hauptquartier bewaffneter Brigaden marschiert, um diese mit friedlichen Mitteln zu vertreiben. Milizionäre aus der Stadt Misrata hätten bei Ankunft der Demonstranten erst in die Luft, dann auf die Demonstranten geschossen, die zum Teil weiße Fahnen bei sich trugen, berichteten Augenzeugen.

Die Miliz wiederum widersprach nach Angaben lokaler Medien und behauptete, die Demonstranten hätten auf sie geschossen. Das Gesundheitsministerium rief die Bevölkerung auf, Blut zu spenden. Erst vor einer Woche hatten sich rivalisierende Milizionäre in Tripolis heftige Gefechte geliefert. Dabei war ein Mann getötet worden. Viele „Revolutionsbrigaden“, die im Kampf gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi stark wurden, wollen sich bis heute weder entwaffnen noch in den staatlichen Sicherheitsapparat eingliedern lassen. Im Oktober wurde Ministerpräsident Ali Seidan zeitweise von Bewaffneten entführt.

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