Die USA könnten schon Donnerstag pleite sein

Ungelöster Etat-Streit gefährdet die Weltwirtschaft. Experten warnen vor unkalkulierbaren Folgen.

Washington. Allmählich wird die Zeit knapp: Schon am Donnerstag könnte den USA das Geld ausgehen.

Wenn bis dahin die Schuldengrenze nicht angehoben wird, droht der größten Volkswirtschaft der Erde der Staatsbankrott. Noch mag niemand so recht daran glauben, doch die Unsicherheit steigt — an den Märkten und in der Politik rund um den Globus.

Auch wenn die Gespräche in der neuen Woche weitergehen sollen: Der Durchbruch im nervenaufreibenden US-Haushaltsstreit ist noch nicht geschafft. Denn Demokraten und Republikaner sind wenig nachgiebig.

Mit ihrem Poker setzen sie die Konjunkturerholung rund um den Globus aufs Spiel, wie der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Angel Gurría, betont: „Die aktuelle Blockade in den USA bedroht völlig unnötig die Stabilität und das Wachstum nicht nur der US-Wirtschaft, sondern der Weltwirtschaft.“

Denn Zins- und Tilgungszahlungen auf US-Staatsanleihen könnten schon bald ausfallen — mit schwer kalkulierbaren Folgen für die Finanzmärkte. Wenn nicht einmal mehr Staatsanleihen der Supermacht USA ein Garant sind, dann sind es andere Wertpapiere erst recht nicht.

Volkswirt Willem Verhagen warnt, die Zahlungsunfähigkeit der USA würde hochkomplexe Ereignisse im Finanzsystem in Gang setzen, die nicht mehr aufzuhalten wären. „Dabei bestünde das Risiko eines finanziellen Infarkts à la Lehman.“

Anders als bei der Pleite der US-Investmentbank hätten Notenbanken und Politik aber ihre geldpolitische Munition weitgehend verpulvert: „Die Wahrscheinlichkeit, den Patienten wiederbeleben zu können, wäre dann sehr viel geringer als noch 2008.“

So weit ist es aber noch nicht. Zu den denkbaren Notmaßnahmen gehört, dass US-Präsident Barack Obama die Schuldengrenze eigenmächtig anheben oder missachten könnte.

Andere mögliche Auswege wirken bizarr: Ein Schlupfloch im Münzrecht gibt dem Finanzminister das Recht, eine Platinmünze mit beliebigem Nennwert zu prägen: Dieser könnte eine Münze im Nennwert von 1000 Milliarden Dollar herstellen, sie bei der Fed einreichen und sich den Gegenwert auf sein Konto gutschreiben lassen.

Die US-Regierung wäre dann sozusagen wieder flüssig. Dieser nicht zum ersten Mal erwogene Zaubertrick ist aber ebenfalls umstritten, Klagen sind nicht ausgeschlossen.

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