Christen erinnern weltweit an Leiden Jesu

Rom/Jerusalem/Berlin (dpa) - Am Karfreitag haben Christen in aller Welt an die Kreuzigung Jesu erinnert und auf das Leid in der Welt hingewiesen. In Rom wollte Papst Benedikt XVI. am Abend den Kreuzweg am Kolosseum mitbeten.

In Jerusalem zog am Vormittag eine Prozession durch die Stadt, an der wegen des schlechten Wetters deutlich weniger Gläubige als in den Vorjahren teilnahmen. In Deutschland bezogen die Bischöfe der katholischen und evangelischen Kirche in ihren Karfreitagspredigten klar Position gegen Gentests an Embryonen.

Die religiösen Feierlichkeiten hatten am Freitagmorgen in der Grabeskirche in Jerusalem mit einem Gebet begonnen. Der lateinische Patriarch Fouad Twal kam mit etwa 400 Menschen in die Basilika, bevor die Türen wieder geschlossen wurden. Außerhalb der Kirche drängten sich noch mehrere hundert Gläubige. Die Kirche steht der Überlieferung nach an der Stelle, an der Jesus Christus ans Kreuz geschlagen und dann begraben wurde.

Am Mittag begann die Prozession auf der Via Dolorosa, dem Leidensweg Jesu. Franziskanermönche führten den Zug an, wie der Brauch es verlangt. An den ersten Stationen des Leidenszugs waren jedoch wegen des nasskalten Wetters anders als sonst kaum Schaulustige zu sehen.

In Spanien fielen wegen heftiger Regenfälle viele traditionelle Prozessionen buchstäblich ins Wasser. In der andalusischen Metropole Sevilla wurden in der Nacht zum Freitag zum ersten Mal seit über 75 Jahren alle kirchlichen Umzüge abgesagt. Auch in Madrid oder Valladolid wurden Prozessionen wegen Regens abgesagt.

Zum offiziellen Auftakt der viertägigen Osterfeierlichkeiten im Vatikan hatte Papst Benedikt XVI. am Gründonnerstag in der römischen Lateranbasilika die traditionelle Fußwaschung absolviert. Dabei wäscht der Papst zwölf Priestern die Füße, in Erinnerung an diese Geste der Demut Jesu Christi seinen Jüngern gegenüber. In seiner Ansprache warb Benedikt für eine Einheit der Christen und dafür, „Jesus so anzunehmen, wie er ist, und nicht so, wie wir ihn haben wollen“.

Am Karfreitag stand der erste direkte TV-Auftritt eines Papstes auf dem Programm - in einem zuvor aufgezeichneten Teil der Sendung „A Sua Immagine“ (Nach seinem Bild) des italienischen RAI-Fernsehens äußerte sich das 84-jährige Kirchenoberhaupt der Katholiken zu insgesamt sieben Fragen - unter anderem auch zum Sinn des menschlichen Leidens. Am Abend wollte der 84-Jährige den Kreuzweg mitbeten. Zum ersten Mal in Benedikts Pontifikat hat eine Frau alle Meditationen für die 14 Stationen verfasst. Die Texte stammen aus der Feder der italienischen Augustiner-Eremitin Maria Rita Piccione.

Auf den Philippinen ließen sich in einem umstrittenen Karfreitagsritual mehr als ein Dutzend Menschen an Kreuze nageln. Vor zehntausenden Schaulustigen wollten sie nach eigenen Angaben an die Leiden Jesu erinnern und Sünden sühnen. Die katholische Kirche verurteilte das Ritual. Wer daran teilnehme, verstehe die Osterbotschaft nicht, sagte Erzbischof Aciano Aniceto. „Die Kirche verlangt keine körperliche Pein“, betonte er.

In Deutschland bezogen katholische und evangelische Bischöfe in ihren Karfreitagspredigten erneut klar Position gegen Gentests an Embryonen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte vor einer „Ideologie des gelingenden Lebens“. Der Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meissen, Joachim Reinelt, sagte zur umstrittenen Präimplantationsdiagnostik (PID): „Ostern ist das Fest des Lebens, PID dient der Kultur des Todes.“ Bayerns evangelischer Landesbischof Johannes Friedrich sagte, eine Welt ohne gebe es nicht. Leid könne auch durch Gentests oder durch die Sterbehilfe nicht verhindert werden.

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