Stresshormone bessern Höhenangst

Washington (dpa) - Stresshormone können gegen Höhenangst helfen. Betroffene, denen im Zuge einer Konfrontationstherapie auch Cortisol verabreicht wird, bekommen ihre Höhenangst besser in den Griff als solche, die nur eine Verhaltenstherapie erhalten.

Dies berichtet ein internationales Wissenschaftlerteam in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Die Forscher sind der Ansicht, dass Hormone und andere Medikamente eine gute Ergänzung zur Verhaltenstherapie zahlreicher Angststörungen sein können.

Menschen mit Höhenangst oder einer anderen Phobie reagieren auf an sich harmlose Reize, wie etwa den Anblick einer Spinne oder die Fahrt in einem gläsernen Aufzug, mit Gefühlen extremer Angst und Beklemmung. Sie haben ein sogenanntes Angstgedächtnis gebildet, das unausweichlich aktiviert wird, sobald der angstauslösende Reiz auftritt. Bei einer Konfrontationstherapie wird versucht, dieses Angstgedächtnis zu überlagern. Die Betroffenen werden dazu in sicherer Umgebung immer wieder mit dem angstauslösenden Reiz konfrontiert - so lange, bis eine neue Reaktion auf die vermeintliche Bedrohung möglich ist.

Stresshormone wie das Cortisol beeinflussen Lern- und Gedächtnisprozesse. Die Forscher um Dominique de Quervain wollten aus diesem Grund herausfinden, ob sie auch die Behandlung von Angststörungen erleichtern können. Sie untersuchten 40 Menschen mit einer nachgewiesenen Höhenangst. Alle Probanden fuhren in einem gläsernen Aufzug ein Gebäude hinauf - allerdings nur virtuell. In Wirklichkeit standen sie auf einer Holzplattform, die Fahrt im Fahrstuhl wurde ihnen über einen Kopfmonitor vorgegaukelt. Die Hälfte der Probanden bekam nun kurz vor der Konfrontationstherapie Cortisol verabreicht.

Einige Tage nach dem Test wiederholten die Forscher den Versuch. Es zeigte sich, dass die Cortisol-Probanden beim Fahrstuhlfahren deutlich weniger Angst verspürten als die Kontrollprobanden. Das Nachlassen der Höhenangst zeigte sich auch in den Ergebnissen einer Befragung mit einem standardisierten Fragebogen. Des Weiteren stieg die Hautleitfähigkeit der Probanden - ein weiteres Maß für die Angst - in den angstauslösenden Situationen weniger stark an als bei den Kontrollpersonen. Wie die Forscher weiter berichten, hielt der Erfolg der medikamentösen Therapie an: Auch noch einen Monat nach dem ersten Experiment reagierten die Probanden gelassener auf eine neuerliche Fahrstuhlfahrt.

Vermutlich erleichtert das Cortisol die Auslöschung der angstbeladenen Gedächtnisinhalte und erleichtert das Erlernen neuer, angstfreier Erinnerungen, erklären die Forscher ihr Ergebnis.

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