Besuch in Mönchengladbach Vivienne Westwood fordert mehr Nachhaltigkeit

Die Modedesignerin sprach am Dienstag mit Studenten der Hochschule Niederrhein.

Besuch in Mönchengladbach: Vivienne Westwood fordert mehr Nachhaltigkeit
Foto: dpa

Mönchengladbach. Vivienne Westwood wurde als Mode-ikone des Punks bekannt. Sie gilt als eine der bedeutendsten Designerinnen unserer Zeit. Am Dienstag, als sie in die Hochschule Niederrhein kam, um mit Studenten der Textil- und Bekleidungstechnik zu sprechen, präsentierte sie sich vor allem als politische Aktivistin. In einem schlichten dunkelgrünen Kleid und die Haare kurz und zurückgelegt statt wild zu Berge stehend, sprach die als schrill bekannte 74-Jährige gesetzt zu ihrem jungen Publikum. Ihre Themen: Das kapitalistische und nach ihrer Auffassung verwerfliche System sowie Bildung, mit denen genau dieses zu überwinden sei, die Verantwortung der Mode und die eines jeden einzelnen.

„Nebenbei bin ich Fashion-Designerin“, stellt Westwood klar. Sie spricht mit dem feinen englischen Akzent der Queen. Dabei trägt sie wasserstoffblonde Haare und über den Armen abgenutzte Stulpen. „Heute bin ich als Aktivistin hier.“

An der Seite der Britin sitzt Andreas Kronthaler. Der Tiroler ist 25 Jahre jünger als Westwood, war einst ihr Schüler und ist seit 1992 ihr Ehemann. „Als Vivienne mich bat, nach London zu kommen, um mit ihr an ihrer Kollektion zu arbeiten, blieb ich“, erklärt er. Leichte, ehrliche Einblicke in eine normal-verrückte Ehe lockern den Nachmittag auf. Kronthaler sei besessen von Hausarbeit, sie oft lieber alleine als in Gesellschaft.

Doch die Botschaft, die das gefragte Paar für einen Tag nach Mönchengladbach führt, ist: „Climate revolution“ (dt: Klima-Revolution). Unter diesem Motto möchte Westwood die Schere zwischen arm und reich überwinden. „Die Banken wollen das System nicht ändern“, ist sie überzeugt. „Sie werden das verdiente Geld wieder in Dinge investieren, die noch schlechter für die Welt sind.“ Westwood, die nach eigenen Angaben ihre Mode fair und nachhaltig produziert, fordert auf: „Kauft weniger, sucht es sorgfältig aus, lasst es beständig sein.“ Für die Karriere rät sie den Studenten, niemals die Geschichte zu vergessen. „Sie ist Teil unserer Kultur.“ Denn: Nur wer Kultur besäße, könne Ideen entwickeln.

Nachdem sie rund 40 Minuten mit TV-Moderatorin Dunja Hayali (41) spricht, widmet sie 50 weitere den Fragen der jungen Leute. Abends begleitet sie noch eine Modenschau der Studenten. Ganz konkret appelliert die ehemalige Lehrerin: „Esst kein Fleisch, lebt nachhaltig, bildet euch weiter, um einen guten Blick auf die Welt zu bekommen.“ Denn, so wiederholt sie ihr Mantra: „Was gut für den Planeten ist, ist gut für die Wirtschaft und wiederum gut für die Menschen.“

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