Krieg in der Ukraine Ukraine meldet Angriff in Mariupol mit "extrem starken Bomben" - USA kündigen weitere Sanktionen an

Inmitten verzweifelter Bemühungen zur Evakuierung sind nach ukrainischen Angaben in Mariupol "extrem starke Bomben" eingeschlagen. Die USA kündigen weitere Sanktionen an - und rechnen damit, dass dieser Krieg „weder leicht noch schnell enden“ wird.

 Ukraine, Mariupol: Feuerwehrleute gehen am 09.03.2022 durch Trümmer vor einem Entbindungskrankenhaus, nach einem russischen Angriff. Mariupol ist von russischen Truppen eingeschlossen.

Ukraine, Mariupol: Feuerwehrleute gehen am 09.03.2022 durch Trümmer vor einem Entbindungskrankenhaus, nach einem russischen Angriff. Mariupol ist von russischen Truppen eingeschlossen.

Foto: dpa/Evgeniy Maloletka

Inmitten verzweifelter Bemühungen zur Evakuierung der Zivilbevölkerung sind in der von russischen Truppen belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol nach Behördenangaben zwei "extrem starke Bomben" eingeschlagen. "Es ist klar, dass die Belagerer sich nicht für die Stadt interessieren, sie wollen sie auslöschen, zu Asche reduzieren", erklärte die Stadtverwaltung. Die beiden besonders starken Bomben seien am Dienstag eingeschlagen, als gerade Zivilisten evakuiert werden sollten.

In Mariupol sind nach Behördenangaben mehr als 200.000 Menschen eingeschlossen. Die Lage ist nach wochenlangem russischen Beschuss und Belagerung dramatisch. Bewohner, denen die Flucht gelang, berichteten nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch von einer "eiskalten Höllenlandschaft voller Leichen und zerstörter Gebäude". Tausende Menschen harrten in unterirdischen Räumen aus - ohne Wasser, Nahrung, Strom und Kommunikationsmöglichkeiten.

Nach Angaben des von Human Rights Watch zitierten stellvertretenden Bürgermeisters der Hafenstadt starben in Mariupol bereits mehr als 3000 Zivilisten. Die Stadt ist strategisch äußerst wichtig - und entsprechend umkämpft.

USA kündigen weitere Sanktionen an

Die USA und ihre westlichen Verbündeten werden nach Darstellung des Weißen Hauses diese Woche weitere Sanktionen gegen Russland ankündigen. Dies soll am Donnerstag passieren - im Rahmen der Gipfeltreffen der Nato und der EU in Brüssel, an denen auch US-Präsident Joe Biden teilnehmen wird, wie der Nationale Sicherheitsbeauftragte Jake Sullivan am Dienstag im Weißen Haus sagte.

Es gehe um „ein weiteres Sanktionspaket“, sagte er. Ein wichtiges Element werde es dabei sein, die bestehenden Strafmaßnahmen so zu verschärfen, dass Moskau eine Umgehung der Sanktionen weiter erschwert werde, sagte Sullivan.

Russland hat nach US-Angaben noch keine grundlegenden Ziele erreicht

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Einschätzung der US-Regierung bislang keins der drei grundlegenden Ziele verwirklichen können. „Erstens sollte die Ukraine unterworfen werden, zweitens sollten die russische Macht und das russische Prestige gestärkt werden, und drittens sollte der Westen gespalten und geschwächt werden“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Dienstag im Weißen Haus. Russland habe „bisher das Gegenteil erreicht“. Sullivan warnte vor der Europa-Reise Bidens allerdings auch, dass der Krieg noch andauern werde.

„Es werden harte Tage auf die Ukraine zukommen, am härtesten für die ukrainischen Truppen an der Front und für die Zivilbevölkerung unter russischem Beschuss“, sagte der Sicherheitsberater. „Dieser Krieg wird weder leicht noch schnell enden.“

Wegen des Ukraine-Kriegs bricht Biden an diesem Mittwoch zu einer Reise nach Europa auf. Er wird zunächst am Donnerstag an den Gipfeln der Nato, der EU und der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) in Brüssel teilnehmen. Am Freitag wird Biden nach Warschau weiterreisen. Dort ist für Samstag ein bilaterales Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda geplant. Es ist Bidens dritte Europareise seit dem Amtsantritt im Januar 2021.

Russland würde nach Kreml-Angaben Atomwaffen nur im Fall einer "existenziellen Bedrohung" einsetzen

Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt würde Russland nach Angaben des Kreml Atomwaffen nur im Fall einer "existenziellen Bedrohung" Russlands einsetzen. "Wir haben ein Konzept für innere Sicherheit, das ist bekannt", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag im US-Fernsehsender CNN International. "Sie können dort alle Gründe für den Einsatz von Nuklearwaffen nachlesen", fügte er hinzu.

Präsident Wolodymr Selenskyj ruft zum Durchhalten auf

Nach fast einem Monat Krieg in der Ukraine gibt es weiterhin kaum Hoffnung auf Frieden. Angesichts zunehmender Gewalt gegen Zivilisten rief Präsident Wolodymr Selenskyj seine Landsleute in einer neuen Videobotschaft zum Durchhalten gegen die russischen Truppen auf. Beide Kriegsparteien berichten am Dienstag von Geländegewinnen. Immer mehr Menschen fliehen vor Bomben und Schüssen - auch nach Deutschland. Bei den diplomatischen Bemühungen gab es keine erkennbaren Fortschritte. Russland drohte den USA sogar mit einem Abbruch der Beziehungen. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte die Einschätzung, dass Moskau den Krieg nicht gewinnen kann.

Selenskyj appellierte an seine Landsleute, alles zu tun, um den Staat zu schützen. „Um unser Volk zu retten. Kämpft. Kämpft und helft!“ Der in Kiew ausharrende Staatschef rief dazu auf, die „Eindringlinge“ zu vertreiben. In einer Videoschalte vor dem italienischen Parlament berichtete Selenskyj am Dienstag, dass mindestens 117 Kinder getötet worden seien. Mit Blick auf die russischen Truppen fügte er hinzu: „Sie hören nicht auf zu töten.“ Vor der Schalte mit dem Parlament hatte Selenskyj nach eigenen Angaben mit Papst Franziskus telefoniert und eine Vermittlung des Vatikans befürwortet.

(dpa/afp)
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