Trauer und Schock nach Zugunglück in Argentinien

Buenos Aires/São Paulo (dpa) - Nach einem der schwersten Bahnunglücke in der Geschichte Argentiniens haben Ermittler mit der Untersuchung der Unfallursache begonnen.

Möglicherweise wurde die Tragödie, bei der am Mittwoch 50 Menschen starben und über 650 verletzt wurden, durch einen technischen Fehler wie etwa Bremsenversagen ausgelöst. Die private Betreibergesellschaft TBA schloss aber auch „menschliches Versagen“ nicht aus. Die betroffene Línea Sarmiento sei in einem „akzeptablen“ Zustand, sagte ein Sprecher. Unterdessen wehten in Argentinien die Fahnen auf Halbmast - Präsidentin Cristina Kirchner ordnete zwei Tage Staatstrauer an.

Der voll besetzte Nahverkehrszug war gegen 08.30 Uhr (Ortszeit) in den Bahnhof Once eingefahren, aber erst an einem Prellbock zum Stehen gekommen. Verkehrsminister Juan Pablo Schiavi hatte am Anfang einen Bremsendefekt als Unfallursache vermutet. Allerdings sagte er später auch: „Wir wissen nicht, was auf den letzten 40 Metern passiert ist.“ Die Untersuchungen seien umfangreich. Der beim Betreiber „Trenes de Buenos Aires“ (TBA) für Züge zuständige Direktor, Roque Cirigliano, besuchte den Unglücksbahnhof.

Es müsse als mögliche Ursache des Unfalls auch „menschliches Versagen“ untersucht werden, sagte der Manager. Bei TBA gebe es mehr Investitionen als bei anderen Gesellschaften. Die Züge und die Sicherheit seien in einem guten Zustand, betonte Cirigliano. Er wurde bei der spontanen Pressekonferenz am Bahnhof nach Medienangaben von Passagieren beschimpft wurde und musste sich zurückziehen.

Viele Familien der Verletzten und Todesopfer blieben im Ungewissen über das Schicksal ihrer Angehörigen. Einige fuhren zu den Hospitälern und auch zur Leichenhalle. „Er ist nicht auf der Arbeit erschienen und taucht auch auf keiner Liste auf“, sagte die Mutter des 20-jährigen Lucas Menghini Rey, der jeden Morgen mit der Bahn zur Arbeit fuhr. Die ganze Familie suche nach ihm. „Irgendwo ist er, tot oder lebendig“, sagte die verzweifelte Mutter der Zeitung „La Nacion“.

Auch der 28-jährige Zugführer wurde bei dem Unglück verletzt. Er liegt noch auf der Intensivstation eines Krankenhauses, ist aber nach lokalen Medienberichten außer Lebensgefahr. Der Nahverkehrszug war mit etwa 20 Kilometern pro Stunde in den Kopfbahnhof eingefahren und konnte nicht mehr stoppen. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der zweite Waggon mehrere Meter in den ersten hineingeschoben.

Der Zug fuhr auf der Sarmiento-Linie, die westliche Vororte von Buenos Aires verbindet. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren nach Angaben des Ministers 1200 bis 1500 Fahrgäste in dem Zug. Der Bahnhof Once liegt im Balvanera, einem Stadtteil der Millionenstadt Buenos Aires, und wird täglich von Hunderttausenden Passagieren genutzt.

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