Neues Coldplay-Album: Gitarren und Melancholie

Berlin (dpa) - Gepflegte Melancholie gepaart mit schneidenden Gitarrenriffs ist das Markenzeichen von Coldplay. Und diesem Erfolgsrezept bleibt die britische Band auch auf ihrem neuen Album treu.

Das Werk trägt den praktisch unaussprechlichen Namen „Mylo Xyloto“. Fans dürften in den insgesamt 14 Titeln alles wiederfinden, was sie an Coldplay schätzen, auch wenn möglicherweise nicht sofort.

Eins vorab: Einen so entwaffnenden Hit wie „Viva La Vida“ vom vergangenen Album hat „Mylo Xyloto“ nicht zu bieten. Die erste Single „Every Teardrop Is A Waterfall“ („Jede Träne ist ein Wasserfall“) gibt den Ton des neuen Albums ganz gut wieder: Hellerer Sound, mehr Synthesizer-Klänge, noch mehr Melancholie, komplexere Texte. Rauere Gitarrenklänge sind in aufwendig konstruierte Klang-Panoramen gehüllt, die Songs entfalten sich langsam - es ist ein ambitioniertes Projekt, mit Kunstanspruch. „Ich denke, wir haben uns selbst eine Menge zu beweisen“, sagte Sänger Chris Martin dem US-Musikmagazin „Billboard“. „Wir schreiben 70 Songs, damit am Ende zehn übrigbleiben“, ergänzte Gitarrist Jonny Buckland.

Und nach den ersten Eindrücken bleiben vor allem die Balladen in Erinnerung, mit Titeln wie „Us Against The World“ („Wir gegen den Rest der Welt“) oder „Up In Flames“ („In Brand“) oder „U.F.O.“. Fast alleine steckt der etwas dunklere Song „Major Minus“ in der Mitte der Platte fest.

Das nächste Album nach einem großen Hit ist immer ein Problem, und für Coldplay war die vierte Platte „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ ein Riesen-Erfolg. Sie verkaufte sich rasend schnell und millionenfach, brachte der Band Grammys und gefüllte Stadien ein - wie groß ist der Druck, einen solchen Hit noch toppen zu müssen? „Wir gehen jetzt davon aus, dass alles, was mir machen, auf eine gewisse Ablehnung stoßen wird“, sagte Martin „Billboard“. Daher habe die Band, anstelle sich davon fertigmachen zu lassen, beschlossen: „Was soll's. Wir machen einfach, was wir wollen.“

Entsprechend trotzig ist auch der Titel zu verstehen. Im Interview der britischen Zeitung „Sun“ räumte Martin ein, man brauche bei „Mylo Xyloto“ gar nicht nach einem verborgenen Sinn zu suchen. „Es fühlte sich irgendwie frisch an. Irgendeine andere Bedeutung gibt es nicht.“ Immerhin habe sich der Name zwei Jahre lang gehalten und sich auch gegen andere Ideen durchgesetzt. „Wir mochten ihn einfach - und das ist alles, was wir zu seiner Verteidigung sagen können.“ Fehlt nur noch, dass man genau wüsste, wie „Mylo Xyloto“ richtig ausgesprochen wird.

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