Lebenswasser aus der Garage

Michael Habbel brennt seit 34 Jahren Whisky. Doch erst ab 2013 können Kunden in den Genuss des Getränks kommen.

Sprockhövel. In der Kornbrennerei von Michael Habbel sieht es aus wie in einer Alchemisten-Küche. Große Kupferbottiche, Glasgefäße und Destillierkolben, dazu ein ganz eigenartig süßlicher Duft, der in der Luft hängt. Michael Habbel sucht in seiner Brennerei in Sprockhövel allerdings nicht das Rezept zur Goldherstellung, sondern er produziert Liköre und Obstbrände. Und Whisky.

„Bei uns gibt es wohl den ältesten Whisky Deutschlands“, sagt Habbel und deutet auf eine schmale Flasche mit goldbraunem Inhalt. Was er damals, im Februar 1977, herstellte, war eigentlich nur ein halbernster Versuch. „Ich habe damals einen Whisky gekostet, der so toll im Geschmack war, dass ich dachte, das muss ich auch probieren“, sagt Habbel am Dienstag mit einem Schmunzeln. Weil das Monopolgesetz ihm damals aber verbot, einen echten Malt-Whisky herzustellen — also zu 100 Prozent aus Malz — musste er sich mit einer Mischung aus Malz, Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Buchweizen zufriedengeben. „Mehr als 15 Prozent Malz wurden mir damals nicht erlaubt“, sagt Habbel und fügt hinzu: „Das Ergebnis war dann auch nicht so toll.“

Doch Habbel verlor sein Ziel nie aus den Augen. Als vor einigen Jahren die Zollbestimmungen dank einer neuen EU-Verordnung geändert wurden, wagte er einen neuen Versuch: bestes Rauchmalz und normales Malz im Verhältnis ein Drittel zu zwei Dritteln. Dazu kommt Maische, die von der Schwelmer Brauerei beigesteuert wurde. „Als ich mich 1977 an der Herstellung versucht habe, hielt man mich für einen Spinner. Heute sind die Leute eher neugierig, manche haben sogar schon jetzt eine Vorbestellung für meinen Whisky aufgegeben“, erzählt Habbel.

Seit 14 Monaten lagern die ersten Fässer in einer Garage. Bis das Getränk allerdings überhaupt Whisky genannt werden darf, müssen mindestens drei Jahre vergehen. Vor 2013 wird also keiner in den Genuss von Habbels Getränk kommen. „Nachweislich guter Whisky sollte mindestens zehn bis zwölf Jahre lagern“, meint er.

Ganz entscheidend für die Qualität ist dabei die Art der Fässer. Der Sprockhöveler Whisky wird in gebrauchten Fässern aus amerikanischer Weißeiche gelagert. „Wären die Fässer neu, würde er einen viel zu starken Holzgeschmack annehmen“, erklärt Habbel und fügt hinzu: „Whisky muss man hegen und pflegen.“

Wenn der Whisky dann endlich fertig ist, „gehört er in ein schönes bauchiges Glas, ohne Eis. Und dazu eine gute Zigarre“, rät der Fachmann.

Ob mit oder ohne Eis — das müsse aber jeder selbst entscheiden. Nur bei einer Sache versteht Habbel keinen Spaß: „Whisky-Cola wäre wirklich eine Sünde.“

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