Interview: Stelter wird der Knut der ARD

Der Komiker Bernd Stelter moderiert allerlei bei ARD und WDR und betreibt dazu Humorforschung.

<strong>Köln. "Ich hab drei Haare auf der Brust - ich bin ein Bär", lautet eine wegweisende Textzeile aus Bernd Stelters Repertoire. Nun soll der 46-jährige Spaßmacher mit dem Spitznamen "Berniebärchen" gewissermaßen der Knut der ARD-Unterhaltung werden, ein knuffiger neuer Star im Ersten. Mit "Deutschland lacht" (ARD, 7. Juni, 20.15 Uhr) moderiert er einen Humor-Wettbewerb der Regionen. Am 7. Juli erinnert Stelter mit einer ARD-Show an den vor einem Jahr verstorbenen Rudi Carrell. Herr Stelter, "Deutschland lacht" - das klingt ja als Show-Titel ziemlich optimistisch. Was macht Sie so sicher, dass das Publikum wirklich seinen Spaß haben wird?Stelter: Im Bereich Comedy sieht man immer die gleichen Gesichter. Man hat den Eindruck, da ist ein Reisebus mit 20 Comedians ständig von einem Sender zum anderen unterwegs. Wir haben dagegen die Lokalmatadoren, die in ihren Regionen richtige Stars sind, aber die man aus irgendwelchen Gründen 150 Kilometer weiter nicht kennt. Sie sollen eine "Humor-Landkarte" erstellen. Da sind also Höhen und Tiefen garantiert?Stelter: Es gibt einfach unterschiedliche Arten von Humor. Das mal zu vergleichen, ist spannend.

"Der Kölner lacht sofort, der Schwabe wartet erst mal 20 Minuten ab."

Sie kommen ja viel herum, in welcher Region türmen sich wahre Witz-Gebirge auf?Stelter: Gelacht wird überall, nur in unterschiedlichem Ausmaß. Der Kölner springt gerne nach den ersten drei Minuten auf den Stuhl, wohingegen ein Schwabe erst einmal 20 Minuten abwartet und die Lacher durchzählt, ob sich die Begeisterung auch lohnt. Das Publikum lacht an den gleichen Stellen, aber unterschiedlich laut. Warum müssen in der Show unbedingt noch Prominente wie Tony Marschall und Götz Otto auftreten, die alles andere als lustig sind. Meinen Sie denn, es sei ein Wettbewerbsvorteil, wenn Axel Schulz ein Plädoyer für einen Kandidaten hält?Stelter (lachend): Das kann ich Ihnen nicht sagen. Der Wettbewerbsgedanke ist aber nicht so riesig. Am Ende gewinnt zwar einer, aber darum geht’s im Grunde nicht. Sie haben es als Westfale zum Star im rheinischen Karneval gebracht. Wer das schafft, der bringt auch die angeschlagene ARD-Unterhaltung wieder nach vorne?Stelter: Ich weiß nicht, ob die ARD-Unterhaltung so angeschlagen ist. Die Shows sind schon noch Dampfer, da sind große Zahlen unterwegs. Aber wirklich Überraschendes war zuletzt nicht dabei.Stelter: Wir bieten doch jetzt etwas Überraschendes. Dann sind Sie der Retter der ARD-Unterhaltung?Stelter: Nee, nee. So sehe ich mich sicher nicht, und den Satz lasse ich mir auch nicht in den Mund legen. Haben Sie das Ende von "7 Tage, 7 Köpfe" bedauert?Stelter: Ja, aber ich hatte auch keine Möglichkeit gesehen, wie es ohne Rudi Carrell als Produzent hätte weiter gehen können. Ich blicke mit großer Dankbarkeit und Freude zurück und bin heute noch stolz darauf. Hatte RTL Ihnen nichts mehr zu bieten?Stelter: Ich habe noch einen Piloten für eine andere RTL-Show gedreht, aber das Angebot vom WDR war einfach super. Ich habe einen Vertrag über zwei Shows von "Deutschland lacht" sowie für das "NRW-Quiz" im WDR. Wenn es gut läuft, werde ich beides sicher fortsetzen. Außerdem moderiere ich am 7. Juli die Erinnerungssendung an Rudi Carrell.

Bernd Stelter

Zur Person Der Komiker wurde am 19. April 1961 in Unna geboren. Mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt er in Bornheim, wo er bis 2005 im November den Sankt Martin gab. Die Ferien verbringt die Familie bevorzugt im Wohnwagen in Holland.

Zur Karriere Der studierte Volkswirt hatte im November 1988 seinen ersten Auftritt im Kölner Karneval. Stelter moderierte u.a. bei WDR, bis er durch die RTL-Sendung "7 Tage, 7 Köpfe" endgültig populär wurde. Mit seinen Kabarettprogrammen tourt er regelmäßig durch die Republik.

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