Altweiber im Rheinland Frohsinn zwischen Clowns und Polizisten

Mit der Weiberfastnacht läuft gleichzeitig ein riesigen Polizeieinsatz an. Schlägt das den Jecken in Köln und Düsseldorfs aufs Gemüt?

Altweiber im Rheinland: Frohsinn zwischen Clowns und Polizisten
Foto: Sergej Lepke/dpa

Köln/Düsseldorf. Björn Lamprichs soll so etwas wie ein Auge im Sturm aus Konfetti, Kostümen und Kamellen sein. Der Polizist steht vor einem mit allerhand Technik gespickten Kastenwagen auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs. Seit Silvester kennen auch Nicht-Kölner diesen Ort, an dem Frauen im Getümmel belästigt und begrapscht worden sind.

Altweiber im Rheinland: Frohsinn zwischen Clowns und Polizisten
Foto: Sergej Lepke/dpa

Jetzt, an Weiberfastnacht, soll Lamprichs den neuerlichen Trubel mit einer ausfahrbaren Kamera auf dem Wagen aus bis zu sechs Metern Höhe im Auge behalten. Blöderweise ist die Kamera kaputt. „Ich habe schon Sicherungen überprüft und Steckverbindungen“, sagt der 40-Jährige. Aber es hilft nichts. Sein Bildschirm bleibt schwarz.

Es ist ein kleinerer Ausfall im großen Sicherheitsnetz, das die Behörden über Köln spannen. 2500 Beamte schickt die Kölner Polizei in die Straßen, an zig Ecken stehen Mannschaftswagen. Das Ordnungsamt läuft in grellen Westen Patrouille. Silvester soll sich nicht wiederholen. Auch andere Städte wie Düsseldorf oder Mainz haben an ihren Sicherheitskonzepten geschraubt.

In Köln wurde auch die Videoüberwachung stark ausgeweitet, etwa um zu erkennen, wenn sich ein Mob zusammenrotten sollte. Insgesamt seien 19 Kameras im Einsatz, sagt Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Den Ausfall beim Kollegen Lamprichs sieht er daher gelassen. „Ich würde mal behaupten, dass es heute keinen Jecken gibt, der nicht irgendwo vor einer Kamera rumläuft“, sagt er. Was auch an den vielen Fernsehteams in der Stadt liegt. Köln steht unter Beobachtung an diesem Tag.

Und nicht nur Köln: In Düsseldorf sind neben den fünf festen Kameras an der längsten Theke — der Bolkerstraße — drei weitere an zwei Standorten installiert worden, zwei Kamerawagen sind im Einsatz. Dazu 600 Polizisten, Hundertschaften auch aus Bayern und Sachsen. Zu sehen ist auf dem Marktplatz zum traditionellen Rathaussturm um 11.11 Uhr allerdings nicht einer. „Geh’ mal in die Gassen drumherum“, sagt eine Gardistin mit Zylinder. „Da stehen sie!“ Man ist da, guckt aber nicht jedem Jeck ins Bierglas. „So präsent wie nötig, so zurückhaltend wie möglich“, erklärt ein Polizeisprecher.

Ansonsten ist irgendwie alles wie immer. Nasser, weniger los auf den Straßen — dafür stehen bei Dauerregen lange Schlangen vor sämtlichen Kneipen. Aber die sexy Krankenschwestern gibt es wie in jedem Vorjahr, die Stewardessen — und jede Menge Spezialeinsatzkommandos. „Ich habe noch kein Mädel gesehen, das verängstigt gewirkt hätte“, sagt Liz (29). Sie steht vor dem heruntergelassenen Rollo des Security-Point für Frauen in der Düsseldorfer Altstadt — durch die Schlitze sieht man Bürolicht und einen leeren Raum.

Auch in Köln sind die Straßen spürbar leerer als in den vorigen Jahren. Eine Armlänge Abstand lässt sich ganz gut einhalten. Ob es am miesen Regenwetter oder an der Diskussion über die Sicherheit liegt — schwer zu sagen. Die Kneipen sind aber auch hier dafür voll. Clowns drücken sich an Piraten vorbei. Und auch hier: jede Menge Polizisten — verkleidet wie echt.

Vor Weiberfastnacht bestand die Sorge, dass vor allem in Köln die Stimmung leiden könnte. Dass die Stadt die Leichtigkeit verliert, dieses Filouhafte, das sie nicht nur an Karneval auszeichnet. Marion Schieren und Ulrike Röser, mit einer Frauengruppe in Indianerkostümen aus Aachen angereist, winken ab. Es habe gar keine Diskussion gegeben, nicht zu kommen. Ist es nicht komisch, so eine Feier, bei der so viel über Sicherheit gesprochen wird? „Ja doch, wirklich ärgerlich. Die Männer haben alle Angst“, feixt Ulrike Röser. Gelächter in der Runde.

Hinter dem Dom steht der Kölner „Frauen Security Point“ wie sein Pendant in Düsseldorf einsam da. Wer sich belästigt oder bedroht fühlt, soll dort Hilfe finden. Die Freundinnen Sonja und Kathy nehmen von ihm kaum Notiz, sie haben sich etwas zum Unterstellen gesucht. Naja, man habe vorher schon kurz darüber gesprochen, ob man wieder nach Köln fahren wolle. Die beiden kommen aus Norddeutschland. Die Diskussion sei aber schnell beendet gewesen. Kathy ist als „Riddler“ aus Batman verkleidet, zum Kostüm gehört ein Stock. „Damit kann ich mich notfalls verteidigen.“

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