Ein bisschen Herr der Ringe: Hochzeitsringe selber schmieden

Berlin (dpa/tmn) - Sie hat sich das schwerere Material ausgesucht. Platin soll es sein. Für ihn ist es das leichtere Palladium. So viel wurde vorher schon abgesprochen. Genau wie die gewünschte Form.

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Mehr aber nicht. Was nun folgt, das wissen Hendrik, 37, und Leila*, 26, nur in Grundzügen:

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In den nächsten Stunden werden sie sich ihre Hochzeitsringe selbst schmieden. Natürlich nicht komplett selbst. Jens Martens leitet sie an. Er ist Goldschmied, hat mit seinem Kollegen Michael Andrés von Hobe eine Werkstatt im Atelierhaus Mengerzeile in Berlin. Dort bieten sie die Trauring-Seminare an. „Ursprünglich waren wir eine klassische Goldschmiede“, erzählt Martens. Aber dann kam die Spezialisierung. „Mit Trauringen kann man sich hervorstellen.“ Etwa jedes zweite Wochenende kommen nun Pärchen, maximal drei haben Platz in der Werkstatt und können gleichzeitig betreut werden.

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Aus einer Schublade zieht Martens eine kleine Plastiktüte hervor. Darin befinden sich die Ringe von Hendrik und Leila - beziehungsweise das, was mal zu Ringen wird. Noch sind es zwei Metallstücke, ein paar Zentimeter lang, flach, gräulich. Und irgendwie so gar nicht romantisch.

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Die Prozedur aber, die soll genau das sein. „Es ist viel Romantik dabei, etwas zu fertigen mit den Händen für den Partner“, sagt Hendrik. Und Leila fügt hinzu: „Wenn du einen Ring im Geschäft kaufst, kennst du die Geschichte nicht.“ So entstand die Idee, sich die Ringe selbst zu schmieden.

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In der Werkstatt von Mertens wartet auch direkt die erste Aufgabe: Die Metallstücke müssen rund werden. Dafür drückt Martens den beiden eine Zange in die Hand. Stück um Stück rücken Leila und Hendrik nun mit den Zangen auf dem Metall entlang, langsam schließt es sich. Aber ganz reicht es nicht, mit dem Gummihammer müssen Leila und Hendrik noch einmal ran.

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Jetzt wird es gefährlich. Ein kleines Blech kommt zwischen die Metallenden: Es wird gelötet. Martens wirft einen kleinen Schweißbrenner an. Hendrik und Leila dürfen kurz Platz nehmen an der Werkbank, den Brenner halten. Dann übernimmt der Fachmann wieder: Dieser Arbeitsschritt ist zu heikel für Laien.

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Hendrik schaut gebannt auf den glühenden, leuchtend orangefarbenen Ring. „Wie bei "Herr der Ringe"“, sagt er zu Leila. Er, der Romantiker, der seiner Leila in keiner anderen Stadt als Paris einen Antrag gemacht hat, gibt zu: Ringe selber machen, das sei auch deshalb spannend, weil man eben erfahre, wie das funktioniert. Ein bisschen „Sendung mit der Maus“ trifft „Herr der Ringe“ also.

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Der Hammer wartet wieder. Leila und Hendrik bearbeiten ihre Ringe zunächst mit einem Gummihammer. Dadurch wird der Ring auch stabiler, erklärt Martens. Und falls mit der Schweißnaht etwas nicht passt, würde es nun aufreißen.

Glück gehabt, alles hält. Auf dem Amboss kommt anschließend ein Metallhammer zum Einsatz. „Jetzt kann er nur noch rund werden, es kann nichts passieren“, macht Martens den beiden Mut. Ein wenig handwerkliches Geschick ist nun aber doch gefragt: Schließlich muss jede Stelle des Ringes in einem Winkel bearbeitet werden: Von schräg außen geht es nach oben, um eine Rundung zu erhalten.

In einer Maschine stauchen Leila und Hendrik ihre Ringe anschließend: Durch die Bearbeitung sind sie viel zu groß geworden, rutschen von den Fingern herunter. Jetzt braucht es ein wenig Kraft: Hendrik hilft Leila, den Maschinenarm zu drehen, der den Ring in die passende Schablone presst.

Zielgerade! Es darf gefeilt und poliert werden, von innen wie außen. Ohne etwas Geschick ist aber auch das gar nicht so leicht: Die eine Hand muss den Ring mit der Zange halten, die andere schöne runde Bewegungen mit dem Poliergerät absolvieren, der Fuß unter der Werkbank eben jenes Poliergerät betreiben. „Wenn man die Art von Koordination noch nicht gemacht hat, ist es etwas schwierig am Anfang“, weiß Martens.

„Oh, es raucht“, ruft Leila aus der anderen Ecke, wo sie gerade ihren Ring auf einer Maschine poliert. „Das ist gut!“, beruhigt Martens.

Tatsache, es ist gut. Zwei glänzende, glatte Ringe liegen auf den Handflächen von Leila und Hendrik. Die beiden betrachten ihr Werk ganz ehrfürchtig. „Jetzt kann ich es mir vorstellen“, sagt Leila: Es wird geheiratet.

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