Die gelben Engel: Mal Schrauber, mal Seelentröster

Peter Danzl hilft Autofahrern, die eine Panne hatten. Am liebsten schleppt er Frauen ab. Männer lassen sich ungern helfen.

München. Ein wenig erinnert es an einen gestrandeten Wal, das weiße Wohnmobil, das da groß und unbeweglich auf dem Grünstreifen steht. „Urlaub in der Werkstatt — damit kennen wir uns schon aus“, sagt die Fahrerin und steigt aus.

Bis nach Erfurt wollte sie mit ihrem Mann fahren. Fünf Tage Urlaub, der schwarze Labrador Cora ist auch dabei. Aber jetzt steht der Wagen zwei Meter vor der Ausfahrt auf einer Bundesstraße, nichts geht mehr. Typische Situation für einen Einsatz der „Gelben Engel“, wie der ADAC seine Pannenhelfer nennt.

Peter Danzl ist einer von ihnen. Gelb-grauer Arbeitsanzug, randlose Brille, Werkzeug in der Hand. Danzl klappt die Motorhaube des alten Wohnmobils auf und macht sich an die Arbeit. Seine Arme verschwinden zwischen Kabeln und Schläuchen.

Seit fünf Jahren arbeitet der 32-Jährige für die Straßenwacht, fährt von einem gestrandeten Autofahrer zum nächsten und leistet Erste Hilfe am Fahrzeug. Das Ehepaar mit dem Wohnmobil bleibt trotz der Panne gelassen.

Peter Danzl schraubt und werkelt, jetzt in der Fahrerkabine. Nach einer halben Stunde kann es weitergehen. Eine Kabelverbindung hinter dem Zündschloss war defekt. Danzl hat sie ausgetauscht, und der Wagen läuft wieder. Aufatmen bei den beiden Urlaubern.

Nicht alle sind so umgänglich wie dieses Paar. „Ich bin auch schon beschimpft worden“, erzählt der Pannenhelfer. Danzl weiß: Wenn das Auto nicht mehr anspringt, sind viele Leute panisch, andere haben Angst vor einer teuren Reparatur. Danzl muss in solchen Situationen Ruhe bewahren, Feingefühl zeigen und Zuversicht ausstrahlen. Ab und an fließen auch Tränen — dann wird Danzl zum Seelentröster, der sich die Sorgen der Autofahrer anhört. An ein junges Mädchen erinnert er sich noch gut. „Da hatte gerade der Freund Schluss gemacht, und dann war auch noch das Auto völlig am Ende“, erzählt er. Er habe sie zum Schrottplatz gefahren und dann zu ihrer Freundin. „Da fühlt man natürlich mit.“

Auch Kurioses sieht man als Pannenhelfer. Da war die hochschwangere Frau, deren Auto auf dem Weg zum Krankenhaus liegenblieb. „Meine Frau sagt immer, ich könnte ein Buch schreiben über das, was ich so sehe“, sagt er und lacht.

Später fährt Danzl seinen Wagen durch Starnberg. Ein Gewitter zieht auf, die Badegäste flüchten vom See in Richtung München — vorwärts geht es nur im Schritttempo.

An Danzls Abschleppseil hängt der Wagen einer jungen Frau. Er hat ihr erklärt, wie sie lenken muss, wann sie bremsen soll. „Frauen hören zu und machen das dann richtig gut“, betont Danzl. „Männer sind großspuriger, wollen sich nichts sagen lassen.“ Dann grinst er und sagt: „Auch wenn es komisch klingt, aber ich schleppe ganz gern Frauen ab.“

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