Asche, Donner, Lava: Merapi bedroht Indonesier

Sieman (dpa) - Mit Donnerhall und Aschefontänen lehrt der Vulkan Merapi die Indonesier das Fürchten. Am Freitag stiegen erneut heiße Gaswolken aus dem Krater. Fontänen mit glühend heißer Asche schossen in den Himmel.

Lavaströme wälzten sich die Hänge hinab. Anwohner rannten um ihr Leben.

Sie hatten die Warnungen der Vulkanologen in den Wind geschlagen und waren auf ihre Felder zurückgekehrt. Die Zahl der Todesopfer nach der ersten Eruption am Dienstag stieg auf 36.

„Ich war dabei, Gras für mein Vieh zu schneiden, als ich plötzlich donnernden Krach hörte, lauter als beim ersten Mal“, sagte Kastromo (50). Er wohnt im Dorf Umbuljarjo unterhalb des Kraterrandes, war zunächst geflohen, aber am Freitag zurückgekehrt. „Gott sei Dank konnte ich fliehen.“ In einer der Notunterkünfte für mehr als 47 000 Flüchtlinge saß verzweifelt Darsis (47). Ihr Mann war am Morgen auch aufs Feld gegangen und am Nachmittag noch nicht zurück. „Wir dachten, es passiert nichts mehr“, meinte sie.

Viele Leute hatten am Dienstag alles stehen und liegen gelassen, als der Berg erstmals Feuer spie. Sie sorgen sich um ihr Vieh und Hab und Gut. Einige Dörfer und viele Felder liegen unter einer dicken grauen Ascheschicht. Das Material fällt siedend heiß vom Himmel und versengt Weiden, Bäume und Häuser.

Die Vulkanologen lassen keinen Zweifel, dass der Merapi weiter gefährlich bleibt. Der Gasdruck im Krater sei weiterhin enorm, sagte der Chef des Zentrums für Vulkankatastrophen, Surono. „Wir können nicht sagen, wann keine heißen Wolken mehr aufsteigen“, meinte er. „Bis der Druck wieder abgebaut ist, gibt es viele, viele Ausbrüche“, sagte der Geophysiker Birger Lühr vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam der Nachrichtenagentur dpa. „Wir erwarten, dass dieser Vorgang noch anhält - und wenn es übel läuft, sogar vielleicht ein, zwei, drei Monate“, erklärte Lühr.

Auf den Mentawai-Inseln ein paar hundert Kilometer weiter westlich ging unterdessen die Suche nach Opfern des Tsunamis von Montag weiter. Die Zahl der Opfer könnte auf mehr als 600 steigen, fürchten die Behörden. 404 Leichen waren bis Freitag geborgen, 303 Menschen galten noch als vermisst. Ob sie ums Leben kamen oder in die Wälder flohen, war unklar. Die indonesische Regierung überlegt, die Küstenbewohner umzusiedeln. „Vielleicht können sie ganz in der Nähe bleiben, aber auf Anhöhen“, meinte Sozialminister Agung Laksono.

Ein Erdbeben der Stärke 7,7 hatte am Montagabend einen Tsunami ausgelöst, der mehrere Dörfer auf den Inseln zerstörte. Die Versorgung der Überlebenden blieb schwierig. Hoher Wellengang machte es Rettungsorganisationen schwer, Hilfspakete zu den Inseln zu bringen, sagte der Chef der Katastrophenschutzbehörde in West Sumatra, Ade Edward.

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