Galerie Setareh X zeigt neue Werke von Laura Sachs Bilder mit Raumbezug als Leidenschaft

Düsseldorf · Laura Sachs, Absolventin der Düsseldorfer Akademie, stellt in der Galerie Setareh X neue Arbeiten vor. Ihre Malerei ist hoch ästhetisch.

 Laura Sachs mit ihrem Werk „Dusty H.“ in der Galerie Setareh X.

Laura Sachs mit ihrem Werk „Dusty H.“ in der Galerie Setareh X.

Foto: Anne Orthen (orth)

Laura Sachs wusste früh, was sie will. Aus den üblichen Malversuchen der Kindheit sprang sie gleich in die Ungegenständlichkeit. Obwohl sie sich ebenso früh für eine Ausbildung zur Künstlerin entschieden hatte, studierte sie erst einmal Philosophie in Frankfurt. Von 2013 bis 2018 folgte der Theorie dann die Praxis: An der Düsseldorfer Akademie ließ sie sich gezielt nicht von Professoren der Malerei betreuen, sondern von dem Bildhauer Hubert Kiecol und dem Installationskünstler Gregor Schneider. Denn Laura Sachs‘ Leidenschaft sind Bildkörper mit Raumbezug.

Da traf es sich gut, dass Kiecol einst selbst mit Malerei begonnen hatte und Gregor Schneider in seiner Akademieklasse ebenfalls über den Rand seines Spezialgebiets hinausblickte, in Richtung Fotografie und Videokunst. „Ich war unter den Studierenden der Klassen die Einzige mit Malerei-Erfahrung“, so erinnert sie sich.

Ihre Kunst ist besonders
bei Architekten beliebt

Laura Sachs‘ Kunst – wie sie jetzt die Galerie Setareh X in neuesten Beispielen vorstellt – ist besonders bei Architekten beliebt. Vermutlich weil sie in dieser Kunst einen Umgang mit dem Phänomen Raum erleben, der ihnen Impulse sendet. Architekten werden außerdem einen Blick haben für die aufwendigen Techniken der Künstlerin, ihren Umgang mit Materialien.

Am Eingang der kleinen, feinen Galerie stößt der Besucher auf eine hier und da leicht schattierte Leinwand, auf der wie gemalt ein schwarzer Metallwinkel aufgebracht ist. Der Kontrast zwischen den schwebenden Flecken und der geometrischen Optik ergibt sich aus einem originellen Verfahren: Laura Sachs drückt zunächst schwarze Ölfarbe durch die Leinwand. Dann löst sie den Stoff vom Keilrahmen, wendet ihn und spannt ihn mit seiner ursprünglichen Rückseite nach vorne neu auf. So entstehen teils durch Zufall, teils aber auch durch Steuerung jene unregelmäßigen Farbstrukturen auf dem eierschalenfarbenen Leinwandstoff.

Das wirkt zunächst durch die mit Bedacht gesetzten Akzente harmonisch, irritiert aber zugleich durch den Eingriff aus Metall. Derlei kunstvoll gestörte Harmonie ist der Eindruck, den auch andere Werke von Laura Sachs hervorrufen. Die Welt, so könnte man das deuten, mag oberflächlich schön erscheinen. Doch selten zuvor hat ihre Harmonie solche Risse bekommen wie in unseren Tagen.

Am Anfang solcher Kompositionen stellt sich der Künstlerin stets die Frage: Was will die Fläche? Oft weist eine Verschmutzung der Leinwand den Weg zum Ganzen. Zuweilen überrascht ein Bild die Betrachter dadurch, dass es für seine Aussage einen Raum nutzt, der üblicherweise ungenutzt bleibt: den Spalt zwischen Leinwandrand und Rahmen. In einem dieser Werke ragt daraus neben einer schwarzen Fläche ein Stoffbüschel hervor.

Zwischen den in die dritte Dimension ragenden Malereien entstehen immer mal wieder Arbeiten auf Papier, zum Beispiel zwei nebeneinander hängende Kleinformate mit je einem Winkel, wobei sich die beiden Teile zu einer größeren Form ergänzen. Soll man das skurril finden oder darüber philosophieren? Die Künstlerin erwartet in solchen Fällen keine bestimmten Reaktionen: „Die Betrachtenden sollen die Frage erst mal stehen lassen.“

Ein großformatiges Gemälde scheint in der Ausstellung aus dem Rahmen der übrigen zu fallen, doch Laura Sachs zählt es zum Kernbestand ihrer Arbeiten: eine kunstvoll ineinander verschlungene Kurve auf schwarzem Grund. Bei ihrem Anblick fragt man sich unwillkürlich, wo diese Schlange nach vorn tritt und wo sie von einem anderen Teil ihrer selbst überlagert wird – „eine wunderbare Konstruktion“, so schwärmt die Künstlerin. Sie will den Betrachtern damit zu einer bewusstseinserweiternden Erfahrung verhelfen. Laura Sachs arbeitet in Serien. Sie heißen „Noon“ oder „Case“, „Dusty H.“ oder einfach „W“ und heften sich an persönliche Erinnerungen der Künstlerin. Sie sieht sich in der Tradition des Bauhauses, der amerikanischen Minimal Art der 1960er-Jahre und des Postminimalismus. Längst sind diese Richtungen in Design, Mode und Architektur angekommen. Laura Sachs will mit ihrer Arbeit die Diskussion darüber in eine künstlerische Betrachtungsweise zurücklenken und zugleich den Betrachterinnen und Betrachtern jene Ruhe vermitteln, die sie während Corona in der Stille ihres idyllischen Ateliers in Berlin-Neukölln fand.

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