Tönisvorst Spezielle Erlebnisse bei der Bahn

Auf seinen Reisen machte und macht der Vorster Andreas Rogoll so seine Erfahrungen. Dabei wollte er sich nur einen langgehegten Wunsch erfüllen.

Tönisvorst: Spezielle Erlebnisse bei der Bahn
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Der Einstieg ist schon provokativ: „Was fällt Ihnen spontan ein zu folgenden Stichworten: unpünktlich, unzuverlässig, kundenunfreundlich, unfähig, schlechter Service?“ Das fragt Andreas Rogoll aus Vorst. Und gibt gleich die Antwort: „In meinem Bekanntenkreis kam sofort die Antwort: Deutsche Bahn!“

Rogoll, 67 Jahre alt, ist pensionierter Lehrer. Viele kennen ihn von seinem Job bei der Realschule in Tönisvorst. Schon gegen Ende seiner Lehrertätigkeit machte er sich daran, einen alten Traum zu erfüllen: Mit der Eisenbahn durch Deutschlang reisen und dabei unter anderem Ort mit ungewöhnlichen Namen besuchen. „Unter anderem war ich in Kunigunde, Texas und Philadelphia“, berichtet er. Und auf die Frage, ob er Kalifornien kennt, sagt er lässig: „Ja, das liegt direkt neben Brasilien.“

Bei diesen Reisen lernte er die Institution kennen, die immer wieder als Vorzeige-Objekt dafür gilt, wie man es tunlichst nicht machen sollte. Rogoll begann Beschwerdebriefe zu schreiben. Durchaus mit Resonanz, wenngleich auch solcher, die satirische Züge annimmt: „Vier Upgrade-Gutscheine für die erste Klasse, einen Kulanz-Gutschein über 15 Euro für den Kauf einer Fahrkarte (sehr sinnvoll für einen Kunden, der eine Bahncard 100 hat), 13 Genussgutscheine für das Bord-Bistro.“

Das war nicht das, was der Vorster sich vorstellte. Also schrieb er Bahnchef Rüdiger Grube persönlich an. Was dazu führte, dass er vom Zentralen Kundendialog in Berlin angerufen wurde. 2000 Bonuspunkte wurden ihm zugeschrieben. „Ich will keine Fressgutscheine und keine Bonuspunkte, sondern nur, dass die Bahn eine im voraus bezahlte Leistung auch erbringt. Ich möchte nicht bei fast jeder Fahrt überrascht werden mit Mitteilungen, was heute wieder mal alles nicht klappt“, sagt Rogoll. Gleichzeitig betont er, dass es auch Dinge gebe, die nicht mal so schlecht laufen.

Aber es überwögen nun mal die problematischen Dinge. Andreas Rogoll zog eine ebenso eigenwillige wie spannende Konsequenz. Er setzte sich an seinen Computer und schrieb sich den Frust von der Seele. Das tat er auch deshalb, um ihn nicht an den Menschen auslassen zu müssen, „die tagtäglich ihren Kopf hinhalten und die am wenigsten dafür können: die Service-Kräfte oder die Fahrtbegleiter in den Zügen.“ Obwohl der Bahnchef das vielleicht möchte, denn er hatte mal die Kunden aufgefordert: „Wenn einmal etwas nicht perfekt läuft, zögern Sie nicht, einen DB-Mitarbeiter anzusprechen. Wir hören Ihnen zu.“

Elf Geschichten hat Andreas Rogoll geschrieben — „Bahnekdoten“ nennt er sie. Wer nicht wisse, ob er das Auto oder die Bahn nehmen solle, für den hat er folgenden Ratschlag parat: „Nehmt die Bahn. Wenn Ihr mit dem Auto im Stau steht, habt Ihr nur eure nörgelnde Familie dabei („sind wir bald da?“). In der Bahn lernt Ihr Zeitgenossen wie mich kennen, bei denen man sich fragt: Wieso haben die ausgerechnet heute ihren Freigang: Die WZ wird die „Bahnekdoten“ über den Sommer als Serie veröffentlichen. Start ist heute: siehe Artikel unten.

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