„Be dem Bur“: Leni gibt das Zepter aus der Hand

Die Schiefbahner Traditionsgaststätte wird von Pächter Carsten Bernhard übernommen.

„Be dem Bur“: Leni gibt das Zepter aus der Hand
Foto: Kurt Lübke

Schiefbahn. „Hoster macht bald ganz dicht.“ Dies hörte man zuletzt aus der Schiefbahner Gerüchteküche immer wieder. Gemeint ist der urige Traditionsgasthof „Be dem Bur“ an der Hubertusstraße. Die Wahrheit liegt quasi in der Mitte: Ende Dezember macht offiziell das Wirte-Ehepaar Friedhelm und Josephine Helene Hoster, nur kurz Leni genannt, definitiv Schluss. Ab dem Neuen Jahr übernimmt der 39-jährige Neersener Carsten Bernhard das Lokal, das im Laufe der Zeit für unzählige Gäste, Chöre, Kegelclubs und natürlich für die Stammgäste unter der Woche zu einem zweiten Zuhause geworden ist.

„Es war eine verdammt harte aber auch schöne Zeit“, sagt Friedhelm Hoster (72), ein gelernter Fleischermeister, der schon seit geraumer Zeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so kann, wie er gerne wollte. Er erinnert sich noch daran, dass seine Eltern, Johann und Christine Hoster, schon vor dem Zweiten Weltkrieg die Gaststätte „Em Tömp“ führten und dann 1949 ihre neue Lokalität an der Hubertusstraße eröffneten.

Und da Johann Hoster Landwirt war, war schnell der neue Name gefunden: „Be dem Bur“. Das Zepter in der beliebten und vor allem früher zu Karnevals- und Schützenfestzeiten stets überfüllten Gaststätte schwingt seit vielen Jahren Leni Hoster, die noch vital und tatkräftig ist. Sie wird am 4. Oktober 71 Jahre alt. Leni arbeitete zunächst in der Land- und Hauswirtschaft und hatte ihren späteren Ehemann 1968 bei einem Ball der Landwirtschaftsschule im ehemaligen Saal der Verseidag-Fabrik in Schiefbahn kennengelernt. Seit 1970 ist das Paar verheiratet.

Seit langem wurde ein Nachfolger gesucht. „Wir hatten im Kopf sogar schon erste Pläne, wie man das Lokal zu einem reinen Wohnhaus umgestalten könnte“, sagt die Chefin. Mehr oder weniger zufällig kamen dann Carsten Bernhard und Leni Hoster ins Gespräch. „Ich suchte was Größeres, hatte davon gehört, dass hier eventuell was frei wird“, erzählt Carsten Bernhard, der den Beruf des Kochs gelernt hat und seit über drei Jahren ein kleineres Lokal in Krefeld betreibt.

Es passte, man einigte sich schnell auf die Höhe der monatlichen Pacht. „Ich will erst einmal hier nichts verändern, lasse die Räumlichkeiten mit den beiden Kegelbahnen wie sie jetzt sind und möchte erst einmal weiter mit dem bewährten Küchen- und Serviceteam zusammen arbeiten“, erzählt der Neue. Dazu gehören in der Küche Heidi Meyer und Petra Voß oder im Service Angela Göllner.

Unterstützt wird Carsten Bernhard von seiner Ehefrau Tanja (43), die eine kaufmännische Ausbildung hat. So werde der Ruhetag mittwochs zunächst ebenso nicht verändert wie die bisherigen Öffnungszeiten, an jedem Tag ab 17 Uhr. Auch die bürgerliche Küche bleibt. Carsten Bernhard: „Ich werde hier nichts auf links drehen, weiterhin vom Eintopf bis zum Rheinischen Sauerbraten alles anbieten.“ Die Kegelbahnen bleiben so wie die unterschiedlichsten Säle, in denen sich über hundert Personen zu traurigen aber vor allem fröhlichen Anlässen treffen können. Auch die vier Fremdenzimmer im gegenüberliegenden Trakt können ab 2017 weiter gebucht werden. Vor allem in den 1970-er und 1980-er Jahren boomte es im Gasthof „Be dem Bur“.

Die Zahl der Kegelclubs, Chöre oder Stammgäste ist im Laufe der Zeit immer weiter zurückgegangen. Aus vielen Kegelclubs sind mittlerweile spärlich besetzte Stammtischrunden geworden; seit 1951 kegelt dort noch der Club „En de Hött“ in die Vollen. Auf der oberen Etage gibt es für die Chöre immer noch einen Proberaum.

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