Meinung Betriebsrat - Mitbestimmung ist wichtig, aber keine Einbahnstraße

Mitbestimmung ist ein elementares Gut. Im Betriebsverfassungsgesetz steht, dass jede Firma einen Betriebsrat haben sollte. Sollte ist eben kein Muss. Und das macht Sinn. Ein kleiner Handwerkerbetrieb mit fünf Angestellten hat andere Nöte als ein global aufgestellter Konzern mit dem Anspruch der Internationalisierung.

Meinung: Betriebsrat - Mitbestimmung ist wichtig, aber keine Einbahnstraße
Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Leider sind es oft die Großen, die mit allen Mitteln versuchen, eine Mitarbeitervertretung zu verhindern. In Krefeld unter anderen Fressnapf, Holterbosch, Certuss und Schulz. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mitbestimmung ist keine Einbahnstraße.

Gewerkschaften und Betriebsräte müssen neben der Interessenvertretung der Arbeitnehmer auch die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen im Auge haben, die diese nähren. Es gibt durchaus Mitarbeitervertretungen, in denen Profilierungssucht oder die Freude am Knüppelschmeißen die stärksten Antriebsfedern sind. Vielleicht sogar die ganz persönliche gefühlte Sicherheit in wirtschaftlich turbulenten Zeiten. Solche Betriebsräte braucht niemand, sie sind gefährlich. Aber sie sind gottlob in der Minderheit.

Wie Großunternehmen in Krefeld, die sich anwaltlich beraten lassen, wie die Gründungen von Betriebsräten verhindert werden können. Zu schnell nehmen diese perfiden Geschichten um Repressalien, Mobbing, Drohungen oder wie akut im Falle Fressnapf sogar fristlose Kündigungen die Krefelder Wirtschaft in Sippenhaft. Das ist nicht fair, ein Grundalarm ist aber zwingend angebracht. Im Anwaltswesen werben immer mehr Kanzleien ganz ungeniert damit, Unternehmen die Mitbestimmung erfolgreich vom Leib zu halten.

Wie verantwortungsvolle Betriebsratsarbeit aussieht, zeigt sich derzeit in der Causa Siemens. Der Zusammenschluss mit Bombardier wird nicht reflexartig vom Betriebsrat gegeißelt, der Prozess der Sondierung und Auslotung von Chancen und Risiken läuft sehr still und diszipliniert. Am Ende geht es um Existenzen. Die der Mitarbeiter, klar, aber eben auch die des Standortes und des Unternehmens.

Ein Paradebeispiel bleibt der Dauer-Ärger bei Siempelkamp, dessen Manager Fechner nicht für Sentimentalitäten geschätzt wird. Es wird entlassen, ausgegliedert, nicht mehr ausgebildet, jetzt will er raus aus dem Tarif. Der starke Betriebsrat kämpft um jeden Kopf. Diplomatisch, aber konsequent. Es ist ein Spagat.

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