Plus auf Gehaltszettel Tarifverdienste stärker gestiegen als Inflation

Wiesbaden (dpa) - Die Tarifbeschäftigten in Deutschland haben im Schnitt mehr im Geldbeutel. Ihr Verdienst stieg auch im ersten Quartal 2018 stärker als die Inflation.

Plus auf Gehaltszettel: Tarifverdienste stärker gestiegen als Inflation
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Einschließlich Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld standen durchschnittlich 2,5 Prozent mehr auf dem Gehaltszettel als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Ohne Sonderzahlungen waren es 2,3 Prozent mehr. Die Verbraucherpreise legten lediglich um 1,6 Prozent zu.

Unter dem Strich behalten die Beschäftigten somit mehr Geld im Portemonnaie. Das stärkt ihre Kaufkraft und kann den Konsum ankurbeln. 2017 hatten die Gehälter der Tarifbeschäftigten das sechste Jahr in Folge stärker zugelegt als die Inflation. Die Konsumlust der Verbraucher ist eine wichtige Stütze des aktuellen Konjunkturaufschwungs.

Allerdings profitieren nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern immer weniger Beschäftigte in Deutschland von Tarifverträgen. Nach jüngsten Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden 1996 noch 70 Prozent aller westdeutschen Beschäftigten nach Branchentarifverträgen entlohnt. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 49 Prozent. Im Osten sank der Anteil in dem Zeitraum den Angaben zufolge von 56 auf 34 Prozent.

Ein Grund ist aus Sicht der Experten der Strukturwandel. Es gebe vor allem im Dienstleistungssektor immer mehr kleinere Betriebe, in denen Gewerkschaften und Tarifverträge keine große Rolle spielten. Vor allem neugegründete Firmen schlössen sich nicht mehr in gleichem Maße wie früher Arbeitgeberverbänden an. Etliche Betriebe regeln den Angaben zufolge Löhne und Gehälter intern auf der Basis sogenannter Haustarifverträge. Die Angaben beruhen auf einer Umfrage bei 15 000 Unternehmen.

Über das stärkste monatliche Plus konnten sich im ersten Quartal die Tarifbeschäftigten im Bereich Erziehung und Unterricht freuen (3,7 Prozent). Am geringsten fiel der Zuwachs in der Energieversorgung aus (0,5 Prozent). Bei den Unterschieden spielt allerdings auch die Laufzeit von bestehenden oder neu abgeschlossenen Tarifverträgen eine Rolle.

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