Smartphones sind Produkt des Jahres

Berlin (dpa) - Smartphones haben sich inzwischen zu den absoluten Umsatztreibern in der Unterhaltungselektronik-Branche entwickelt und steigen weiter in der Beliebtheitsskala unter den Nutzern in Europa.

Geräte wie das iPhone von Apple oder die Android-Telefone haben auch erstmals beim Umsatz der Deutschen liebstes Kind, den Fernseher auf den hinteren Rang verwiesen, sagte Benedict Kober, Vorstandssprecher von Euronics, der Nachrichtenagentur dpa. Der Verband vertritt in Deutschland rund 2000 Elektrofachhändler.

Nach einer repräsentativen, europaweiten Studie, die von Euronics in Auftrag gegeben wurde, gehört Deutschland in Sachen Smartphone im europäischen Vergleich allerdings nicht zu den Spitzenreitern. Während in Europa gesamt 44 Prozent der Befragten ein Smartphone besitzen, sind es in Deutschland nur 38 Prozent.

Lediglich zu 13 Prozent würden die Geräte aber noch zum Telefonieren genutzt. Die am häufigsten verwendeten Anwendungs-Gruppen sind Apps, SMS, Facebook und Twitter mit 45 Prozent, gefolgt von Web-Nutzung, E-Mails sowie Fotos und Videos mit 29 Prozent. Die Besitzer eines Smartphones, die regelmäßig Apps anwenden, haben im Schnitt 24 Programme auf ihrem Gerät.

Smartphones spielten auch im Fachhandel eine wachsende Rolle, sagte Kober. Der Absatz in Deutschland steige voraussichtlich von 14,5 Millionen Stück 2011 auf 18 Millionen im laufenden Jahr in Deutschland. Mit einem Umsatz von 6,1 Milliarden Euro spülen die Hightech-Handys der Branche erstmals mehr in die Kassen als neue Flachbildfernseher (5,8 Milliarden Euro), das bisherige Kernprodukt in der Unterhaltungselektronik. Ein Jahr zuvor waren es noch 5,1 Milliarden Euro.

Der große Erfolg der Smartphone basiert im wesentlichen auf der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Apps. Zweidrittel der Verbraucher gaben an, bereits Apps heruntergeladen zu haben. Im Schnitt verfügten sie über 24 Anwendungen, von denen sie 17 gratis erhalten haben (in Europa: 16), kostenpflichtig sind dagegen 7 (in Europa: 6). Die Zahlungsbereitschaft habe sich im Schnitt bei maximal 6,60 Euro eingependelt, europaweit geben die Nutzer durchschnittlich maximal 7 Euro für eine App aus.

Bei den neuen Fernsehern werde der Zugang zum Internet immer mehr zum wesentlichen Trend. Inzwischen habe jeder vierte Haushalt nach eigenen Angaben einen internetfähigen Fernseher, sagte Kober. Besonders gefragt seien dabei die Nutzung von Sozialen Netzwerken, die Videoplattform Youtube und das Streaming aus Online-Videotheken. In 37 Prozent der Haushalte befinde sich allerdings immer noch mindestens ein analoges Gerät. Hier gebe es deshalb in den kommenden Jahren noch einen hohen Ersatzbedarf.

„Für 2012 gibt es Prognosen, die erstmals mehr als 10 Millionen verkaufte TV-Geräte erwarten“, sagte Kober. Rückenwind erwartet die Branche von der Ifa in Berlin im September sowie sportlichen Großereignissen wie die Fußball-Europameisterschaft sowie die Olympischen Spiele. Doch auch ohne zusätzliche Anreize profitiert die Unterhaltungselektronik in diesem Jahr von den Vorlieben der potenziellen Kunden.

Wer angesichts der ökonomisch unsicheren Lage sparen will, reduziert in Deutschland eher seine Restaurant-Besuche (16 Prozent) und kürzt die Ausgaben für den Urlaub (15,3 Prozent), als dass an der Unterhaltungselektronik gespart würde (7,9 Prozent) ergab die Studie. Besonders bei Reisen sparten die Menschen allerdings auf hohem Niveau, sagte Kober. „Deutschland ist Reiseweltmeister.“ Vor den Kürzungen für Smartphone, Blu-ray-Player oder Fernseher geht es auch noch an die Ausgaben für Kultur (14,4 Prozent) und Möbel (12,5 Prozent). Selbst das Auto (9,4 Prozent) rangiert nach der Consumer Electronic.

Für die Studie hat der Fachhändlerverband Euronics im April und Mai insgesamt 9500 Menschen aus 11 Ländern in Europa befragt. Damit sei sie die einzige Studie einer Handelsorganisation in dieser Größenordnung, sagte Kober.

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