Höchstbietender soll Schlecker bekommen

Ehingen/Stuttgart (dpa) - Das Rennen um den Kauf der insolventen Drogeriekette Schlecker wird nach derzeitigem Stand der Investor mit dem höchsten Preisangebot machen. „Im Moment ist die Höhe des Kaufpreises entscheidend“, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz der Nachrichtenagentur dpa.

Doch die Gewerkschaft Verdi will mehr: Der Investor sollte auch über den reinen Kauf hinaus in das Unternehmen investieren. „Wir wollen einen Investor, der Schlecker als Ganzes erhalten will, also das gesamte Filialnetz und die Arbeitsplätze“, sagte eine Sprecherin des Verdi-Bundesvorstands in Berlin. Und langfristig sollten die Filialen ausgebaut werden.

Derzeit sind fünf „ernstzunehmende“ Interessenten im Spiel, hieß es beim Insolvenzverwalter. Dabei handelt es sich um Finanzinvestoren und um Unternehmen mit Erfahrungen im Handelssektor, wie der Sprecher sagte. Der Insolvenzverwalter selbst will sich weder zu den Namen möglicher Investoren noch zu den aufgerufenen Kaufsummen äußern. Die „Stuttgarter Nachrichten“ berichteten von einem Preisangebot von mehr als 100 Millionen Euro - um wen es sich dabei handelt, war unklar.

Klar ist derweil, dass ein konkretes Angebot eines Interessenten für Schlecker vorliegt - vom Düsseldorfer Beratungs- und Investmenthaus Droege. Das Unternehmen bestätigte am Donnerstag einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, ein schriftliches Gebot für die Schlecker-Gruppe eingereicht zu haben. „Wir sind in Orientierungsgesprächen“, sagte eine Sprecherin der Droege International Group der Nachrichtenagentur dpa. Droege schließe nicht aus, die Kinder des Schlecker-Gründers, Meike und Lars Schlecker, mit ins Boot zu nehmen.

Die Gewerkschaft Verdi machte indes deutlich, dass keiner künftig Macht im Unternehmen haben solle, der in irgendeiner Form an der Schlecker-Pleite beteiligt war: „Die für das Missmanagement Verantwortlichen sollten auch in Zukunft keine verantwortliche Rolle spielen“, sagte die Sprecherin. Nur so könne das Vertrauen der Kunden zurückgewonnen werden. Ob die Gewerkschaft damit Lars und Meike Schlecker meinte, ließ die Sprecherin des Bundesvorstands offen.

Bei der Investorenauswahl ist der Insolvenzverwalter aber letztlich auf die Zustimmung der Gläubiger angewiesen. Ein Abschluss ist für Mai vorgesehen. Nach der Kündigung von rund 11 000 Mitarbeitern sind nur noch etwa 13 500 Schlecker-Beschäftigte im Unternehmen verblieben.

Im Rahmen der angestrebten Sanierung der Drogeriekette hatte Geiwitz am Mittwoch Gespräche mit Gewerkschaft und Betriebsräten über die Zukunft der Belegschaft aufgenommen. Bei dem Treffen in Kassel ging es auch um mögliche Sanierungsbeiträge seitens der Mitarbeiter.

Der Insolvenzverwalter habe ein konkretes Einsparungsziel vor Augen, wolle dazu aber nichts sagen, ließ sein Sprecher verlauten. Insgesamt seien die Vorhandlungen mit Verdi „sehr einvernehmlich“ verlaufen. „Es muss darum gehen, die verbliebenen 13 500 Arbeitsplätze in Deutschland so lange als möglich zu erhalten - da suchen wir nach einer gemeinsamen Linie“, sagte der Sprecher. Noch im April soll es nach Gewerkschaftsangaben konkrete Ergebnisse geben.

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