Griechenland und starker Euro belasten deutsche Aktien

Frankfurt/Main (dpa) - Das Gezerre um Griechenland und der weiter starke Euro haben den deutschen Aktienmarkt nach unten gedrückt. Der Dax war zwar am Nachmittag kurz ins Plus gedreht, weil sich der Internationale Währungsfonds für eine spätere Leitzinserhöhung in den USA ausgesprochen hatte.

Doch am Ende verpuffte der Effekt und der Leitindex fiel um 0,69 Prozent auf 11 340,60 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 0,78 Prozent auf 20 278,63 Punkte ein. Der Technologiewerte-Index TecDax verlor 0,67 Prozent auf 1692,30 Punkte.

Mit Blick auf das pleitebedrohte Griechenland dreht sich weiter alles um die Frage, ob Athen und die geldgebenden Euroländer noch rechtzeitig einen Kompromiss finden. Momentan seien trotz der vielen Gespräche auf politischer Ebene keine Fortschritte zu sehen und das irritiere die Anleger, sagte Analyst Heino Ruland von Ruland Research.

Der Kurs des Euro, der am Vortag bereits kräftig von Aussagen des europäischen Notenbankchefs Mario Draghi über die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum profitiert hatte, war zeitweise bis knapp unter 1,14 US-Dollar geklettert. Der zwischenzeitliche Ausverkauf am Anleihemarkt, der dort die Renditen vorübergehend stark steigen ließ, hatte sein Übriges zu dieser Entwicklung beigetragen. Steigende Anleiherenditen erhöhen die Attraktivität festverzinslicher Wertpapiere gegenüber Aktien.

Zuletzt kam allerdings auch die Gemeinschaftswährung, die Ende Mai noch bei knapp über 1,08 US-Dollar gehandelt worden war, wieder etwas zurück und sank unter 1,13 Dollar auf 1,1262 Dollar. Damit notiere der Euro jedoch immer noch auf hohem Niveau, sagte Ruland. Ein starke Gemeinschaftswährung belastet die exportorientierten Unternehmen, da sie ihre Waren außerhalb der Eurozone nicht mehr so günstig absetzen können.

Unter den Einzelwerten im Dax stiegen die Papiere der Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,32 Prozent auf 15,75 Euro an die Indexspitze. Nach Monaten der Ruhe gibt es wieder neue Spekulationen über die Zukunft der Telekom-Tochter T-Mobile US: Jetzt soll erneut der amerikanische Satellitenfernsehanbieter Dish an dem Mobilfunkunternehmen interessiert sein, wie das „Wall Street Journal“ berichtete.

Die Aktien von RWE büßten als Dax-Schlusslicht rund 3 Prozent ein und die von Eon fielen um 2,77 Prozent. Laut dem Europäischen Gerichtshof ist die milliardenschwere Atomsteuer für die deutschen Energiekonzerne mit EU-Recht vereinbar. Das könnte zwar die beiden Versorger teuer zu stehen kommen, doch sei ein solches Urteil längst erwartet worden, hieß es unisono am Markt.

Im Blick standen außerdem noch die Aktien des Mode-Versandhändlers Zalando, die an der SDax-Spitze um rund anderthalb Prozent zulegten. Sie werden zum 22. Juni in den MDax aufgenommen, wie die Deutsche Börse am Vorabend nach Börsenschluss bekanntgab.

Der EuroStoxx 50 büßte 0,77 Prozent auf 3556,38 Punkte ein. Für den Pariser CAC-40-Index und vor allem für den Londoner FTSE-100-Index ging es noch deutlicher nach unten. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab zum europäischen Börsenschluss ebenfalls nach.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,55 Prozent am Vortag auf 0,73 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,84 Prozent auf 137,54 Punkte. Der Bund-Future legte nach einem turbulenten Handel zuletzt um 0,64 Prozent auf 151,62 Punkte zu. Den Referenzkurs des Euro setzte die Europäische Zentralbank auf 1,1317 (Mittwoch: 1,1134) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8836 (0,8982) Euro.

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