Top-Manager gehen : Chaostage bei Tesla: Elon Musks bizarre Selbstdemontage
Palo Alto (dpa) - Von Elon Musk ist man inzwischen allerhand gewohnt, doch der exzentrische Tech-Milliardär setzt stets noch einen drauf. Bei einem YouTube-Podcast zog der Chef des E-Autopioniers Tesla jetzt vor laufender Kamera an einem Joint, danach genehmigte er sich noch einen Schluck Whiskey.
Die für Top-Manager ohnehin ungewöhnliche Aktion ist selbst für Musks Verhältnisse äußerst bizarr und wirft ausgerechnet in einer höchst kritischen Phase des Unternehmens die Frage auf, ob der 47-Jährige noch der richtige Mann am Steuer ist.
„Es ist legal oder nicht?“, erkundigte sich der Starunternehmer zwar noch, bevor er zur Marihuana-Zigarette griff - und tatsächlich ist die Droge am Ort des Geschehens in Kalifornien nicht verboten. Dennoch könnte Musk den Bogen mit dem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Chaos um seine Pläne, Tesla von der Börse zu nehmen, überspannt haben. Denn mit seinem seltsamen Verhalten riskiert der Tesla-Chef schon länger, vom größten Hoffnungsträger zur größten Belastung für seine Firma zu werden.
Selbst im privaten Umfeld scheint die Verwunderung über die jüngste Eskapade des Unternehmers groß. Noch während des Podcasts las Musk Textnachrichten von Freunden vor, die irritiert von seinem Marihuana-Konsum waren und wissen wollten: „Was zur Hölle machst du da?“. Er sei „normalerweise kein Grasraucher“, erklärte der Tesla-Chef dann live bei der YouTube-Session. Kürzlich hatte Musk bereits eingeräumt, hin und wieder das Schlafmittel Ambien zu nehmen.
An der Börse kam der Auftritt nicht gut an, die Aktie geriet am Freitag kräftig unter Druck. Vorbörslich rutschte der Kurs zeitweise um fast zehn Prozent ab, letztlich ging das Papier mit einem Minus von gut sechs Prozent aus dem Handel. Anleger mussten auch noch weitere Hiobsbotschaften verkraften: Teslas Chefbuchhalter Dave Morton reichte seinen Rücktritt ein, er verlässt die Firma nach nur einem Monat schon wieder. Dem Finanzdienst Bloomberg zufolge will auch Personalchefin Gaby Toledano nach einer Auszeit nicht zurückkehren.
Für Tesla kommen die Personalabgänge zur Unzeit. Musk laufen ohnehin schon seit Monaten Manager davon, zudem kämpft das Unternehmen mit Problemen beim Hoffnungsträger Model 3. Die von Musk selbst wiederholt als „Produktionshölle“ beschriebene Fertigung des ersten günstigeren Teslas für breitere Käuferschichten liegt Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan und ist sowohl finanziell wie operativ ein Kraftakt. Entsprechend wichtig wäre es, dass Musk - der Tesla bislang quasi als Ein-Mann-Show führt - einen kühlen Kopf behält.