Wolfsburger Machtwort: Draxler muss bleiben

Wolfsburg (dpa) - Mit einem Machtwort hat der VfL Wolfsburg den sofortigen Wechselwunsch von Fußball-Nationalspieler Julian Draxler abgelehnt und einen drohenden Total-Ausverkauf verhindert.

Wolfsburger Machtwort: Draxler muss bleiben
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Der Weltmeister wollte als vierter Top-Spieler nach Naldo, André Schürrle und Max Kruse den Bundesligaclub verlassen. Er teilte seine Absicht per „Bild“-Interview mit und brüskierte dabei Trainer Dieter Hecking und Geschäftsführer Klaus Allofs. Die VfL-Führung erklärte nach einem Gespräch mit Draxler, dass sie dem Wechselwunsch nicht entsprechen werde.

„Der VfL Wolfsburg wird Julian Draxler in der aktuellen Transferperiode nicht transferieren“, versicherte die Vereinsführung um Allofs. Die Verantwortlichen verwiesen auf den Fünfjahresvertrag aus dem Vorjahr, in dem „gemeinschaftlich mit Julian Draxler und seinem Management“ eine Ausstiegsklausel verankert worden ist, die erstmals im Sommer 2017 greift. Die dann fällige Ablösesumme soll nach übereinstimmenden Medienberichten 75 Millionen Euro betragen.

Draxler war 2015 für 35 Millionen vom Bundesliga-Rivalen Schalke 04 nach Wolfsburg gekommen. Auch in Gelsenkirchen hatte er zuvor einen Fünfjahresvertrag bis 2018 unterzeichnet. Die Schalker ließen danach LKW-Anhänger mit der Aufschrift „Julian Draxler: Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018“ durch das Ruhrgebiet fahren. Dennoch verließ der Profi den Schalker Verein, weil er in Wolfsburg eine bessere sportliche Perspektive sah. Allerdings verpassten die Niedersachsen vorige Saison einen Europapokal-Platz.

In dem Zeitungsinterview erklärte Draxler unmissverständlich seinen Wechselwunsch und griff dabei die VfL-Führung an. Angeblich soll es eine mündliche Zusage gegeben haben, dass er den Verein bereits nach einem Jahr verlassen könne. Diese Darstellung wies der VfL Wolfsburg entschieden zurück.

„Der VfL Wolfsburg macht deutlich, dass es seitens der Verantwortlichen zu keinem Zeitpunkt schriftliche oder mündliche Zusagen bezüglich eines Wechsels von Julian Draxler innerhalb der aktuellen, bis zum 31. August 2016 noch andauernden Transferperiode gegeben hat“, heißt es in der Mitteilung, mit der Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf das Interview reagiertem.

„Bei mir ist es so, dass ich mich nach der EM gegenüber Trainer Dieter Hecking klar geäußert habe, dass ich den VfL Wolfsburg verlassen möchte. Der Trainer weiß seit drei Wochen Bescheid“, hatte Draxler erklärt. Der 22 Jahre alte Offensivspieler ist seit Wochen bei finanzstarken Clubs wie FC Arsenal oder Juventus Turin im Gespräch. Er kritisierte, dass „seit Wochen rund um meine Person in den Medien kommuniziert wird. Das habe ich anders erwartet, z.B. dass mal jemand auf mich zukommt und fragt, wie sieht es bei Dir aus.“

Draxler hatte am Mittwoch erstmals nach seinem EM-Urlaub mit den VfL-Kollegen trainiert. Er verließ nach 90 Minuten als erster Spieler den Trainingsplatz und ging allein in die Kabine. Das Verhältnis zur Vereinsführung und zu den Fans dürfte auch nach der Klarstellung des Vereins extrem angespannt sein. Auf der Facebook-Seite des VfL wurde er bereits als „frecher Bengel“ und „charakterloser Spieler“ beschimpft.

Auch Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge kritisierte das Vorgehen des Weltmeisters von 2014. „Ich denke, ich spreche im Namen der gesamten Bundesliga, weil es nicht sein kann, dass wir nur noch Wunschprogramm haben, wenn der Spieler den Verein verlassen will, dass ihm dann praktisch die Tür aufgemacht wird, idealerweise noch zu preiswerten Beträgen. Andernfalls ist die Stabilität unserer Liga ein Stück infrage gestellt“, kommentierte der 60-Jährige den ungewöhnlichen Vorgang.

„Ich weiß auch nicht, ob das klug war, in der Öffentlichkeit seinem Herzen so Luft zu machen“, äußerte Rummenigge. Draxler sei für den FC Bayern kein Thema: „Wir suchen keinen Spieler auf diesen Positionen.“

Allofs und Hecking hoffen nun, dass sich die Aufregung um Draxler und der Spieler ähnlich gute Leistung für Wolfsburg in der Bundesliga zeigt wie zuletzt für das Nationalteam bei der EM: „Wir gehen davon aus, dass damit alle vermeintlichen Unklarheiten beseitigt sind und dass von allen Beteiligten zu einer professionellen, verantwortungsvollen Zusammenarbeit zum Wohle des VfL Wolfsburg und insbesondere auch unserer Fans zurückgekehrt werden kann“, heißt es in der Erklärung. Ruhig um Draxler dürfte es aber frühestens nach dem Ende der Transferfrist am 31. August werden.

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