ANZEIGE WZ Schatzsuche Nicht zurückziehen – Einsamkeit überwinden

Heiraten, Kinder bekommen, Haus bauen – so sah vor einigen Jahren noch der klassische Lebensentwurf aus. Doch die Realität ist inzwischen eine andere. Denn die Zahl der Deutschen, die allein leben, steigt immer mehr an.

Die Zahl der Singlehaushalte liegt auf Rekordniveau. 8,5 Millionen Privathaushalte gibt es in Nordrhein-Westfalen. Nahezu 40 Prozent davon sind Ein-Personen-Haushalte. Single-Hochburg ist Düsseldorf, wo 49,3 Prozent aller Haushalte Singlehaushalte sind. Und auch das Beispiel Wuppertal zeigt: Noch nie war der Anteil der Singlehaushalte so hoch wie aktuell. Er liegt bei mehr als 46 Prozent. Und es sind längst nicht nur ältere Menschen, die alleine leben. Fast 25.000 Singles gibt es in Wuppertal in der Gruppe der 25 bis 45-Jährigen. Damit machen sie 17,4 Prozent der Single-Haushalte aus.

Nicht zurückziehen – Einsamkeit überwinden
Foto: Christin Klose

Das Alleinsein ist manchmal selbst gewählt. Jemand wohnt alleine, hat keinen Partner und ist bei Freunden sehr wählerisch. Dann ist das Alleinsein oft gar kein Problem, derjenige braucht einfach nicht besonders viele soziale Kontakte, um mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Es gibt aber auch die anderen, die sich beispielsweise nach einer Trennung allein fühlen.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 von Prof. Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum sind besonders Menschen zwischen 30 und 34 Jahren und über 65 Jahren einsam. „Dass die Älteren einsam sind, hatten wir ein Stück weit erwartet“, sagt Luhmann. Im Rentenalter sei das Einkommen oft geringer, die körperlichen Beschwerden nehmen zu, und immer häufiger leben die Menschen als Single. Das könne Einsamkeit begünstigen. Dass sich viele in der Altersgruppe zwischen 30 und 34 einsam fühlen, habe sie aber überrascht, sagt Luhmann. Auch in dieser Altersgruppe leben viele als Singles. Sind dann noch Verbindungen zu Freunden und der Familie lose, begünstigt das ebenfalls Einsamkeit.

Einsamkeit muss aber nicht sein, wie Autorin und Diplom-Psychologin Doris Wolf betont. So sollte man versuchen, sich selbst anzunehmen und die Angst vor Ablehnung abbauen. Dabei könnten zum Beispiel Gedanken helfen wie „Ich werde Kontakt aufnehmen und sehen, was passiert.“ In einem weiteren Schritt sollte man sich überlegen, wo man Menschen treffen kann, die ähnliche Interessen haben. Wer sich einsam fühlt und Kontakte sucht, muss sich dafür nicht schämen. „Das geht zum einen vielen Menschen so“, sagt die Soziologin Juliane Hanisch-Berndt. „Zum anderen muss man diesen Aspekt auch nicht in den Vordergrund stellen.“ Wer zum Beispiel einen Sportpartner suche, müsse nicht seine Einsamkeit in den Vordergrund stellen. Im Gegenteil: „Man sollte am besten den Nutzen für den anderen hervorheben – dann haben beide etwas davon.“

Wer plötzlich allein dasteht, sollte sich auch aufraffen und nun Dinge tun, die man schon immer mal oder auch gerne wieder tun würde. „Heute gibt es viele Möglichkeiten, den Kontakt zu anderen Menschen beziehungsweise einen Lebenssinn zu finden“, so Wolf. Das könnten Portale im Internet sein, für Ältere auch ein Seniorenstudium, Kurse an der Volkshochschule, Engagement bei der Kirche oder der Arbeiterwohlfahrt sowie Sport sein. Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfen, ein eigenes Tier, die Autobiografie schreiben oder Engagement bei Hobby- und Freizeitgruppen bieten weitere Gelegenheiten.

Jeder müsse selbst auch etwas geben, wenn er dafür etwas haben möchte, sagt Juliane Hanisch-Berndt. „Man kann sich zum Beispiel überlegen 'Was kann ich gut?“. Bin ich ein guter Laufpartner? Gehe ich gerne ins Kino? Oder koche ich gerne? „Soziale Kontakte im Alter müssen nicht nur ehrenamtlicher Einsatz sein, über gemeinsame Interessen bekommt man auch Kontakte.“ Denn vielen anderen gehe es im Alter ähnlich. „Auch sie sind froh, jemanden zum Reden, ins Kinogehen oder für andere Hobbys zu haben.“

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