Sie quaken fast auf der ganzen Welt: Frösche

Braunschweig (dpa) - Manche wiegen sechs Pfund, andere sind kleiner als ein Daumennagel, manche sind unscheinbar grau, andere leuchten in schönsten Farben - rund 6000 Froscharten sind bekannt. Einer der fast alle kennt, ist Miguel Vences.

Frösche sind ein Fachgebiet des Professors an der TU Braunschweig.

„Frösche hüpften schon mit den Dinosauriern rum“, erläutert Vences, der weltweit als Frosch-Experte einen Namen hat. 250 Millionen Jahre haben sie es gut verstanden, zu überleben. Doch nun seien die Amphibien in vielen Ländern ernsthaft bedroht.

„In Frankreich und Belgien, aber auch in den USA, stehen Froschschenkel noch immer auf vielen Speisekarten, und für diesen Luxus werden viele Frosch-Lebensräume in Asien leergefangen“, bedauert der Biologe. Auch in China und anderen asiatischen Ländern gehören Frösche zu den Lebensmitteln. „Aus Hungersnot werden nun auch in Afrika immer mehr Frösche gegessen“, berichtet Vences. Es gebe Schätzungen, nach denen weltweit mehr als eine Milliarde Frösche pro Jahr im Kochtopf enden.

Damit nicht genug, ein gefährlicher Pilz befällt seit einigen Jahren die Haut der Frösche und lässt sie sterben. „In Urwäldern, in denen es 2009 noch überall laut quakte, ist es ganz ruhig geworden“, stellt der Wissenschaftler fest. Noch sei unklar, ob der Chytrid-Pilz das Froschsterben ausgelöst hat oder ob die Tiere durch andere Umweltbedingungen so gestresst sind, dass ihr Abwehrsystem versagt. „Der Pilz kommt auch in Deutschland vor, doch unsere Frösche scheinen noch nicht in großem Maßstab daran zu erkranken.“

In Deutschland leben 14 Arten. „Am häufigsten kommen in unseren Breiten der Grasfrosch und die Erdkröte vor“, berichtet Vences. Kröten und Unken gehören wissenschaftlich ebenfalls zu den Fröschen, genauer zu den Froschlurchen, einer der drei Amphibiengruppen.

„Ich habe schon als Kind in Tümpeln nach Fröschen gesucht“, erinnert sich Vences. Damals waren viele Frösche noch gar nicht bekannt. Vences und sein Kollege Frank Glaw haben selbst rund 100 Arten entdeckt und wissenschaftlich benannt. Die beiden haben seit den 80er Jahren - damals noch als Studenten - vor allem im Urwald von Madagaskar geforscht. In einem Buch listen sie allein 350 Arten auf, die auf der afrikanischen Insel leben.

Die Vielfalt der Frösche ist unglaublich, selbst beim Vermehren gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen: „Manche bringen gleich lebendige Fröschlein zur Welt, andere legen Eier. Manche schlucken die Eier und brüten sie im Magen aus“, berichtet Vences. Eine Art bringt je eine Kaulquappe in ein wassergefülltes Blatt und füttert sie mit unbefruchteten Eiern. „Trotz alledem sind Frösche eigentlich ziemlich dumm. All diese unglaublichen Verhaltensweisen sind vom Instinkt gesteuert“, sagt Vences. Zur Paarung erkennen sich die verschiedenen Arten übrigens am Quaken und manchmal an der Färbung.

„Amphibien haben so lange überlebt, sie sind eine wichtige Modellgruppe für die Evolutionsforschung“, erläutert der Professor. Auch für die Medizin sind sie interessant, in ihrer Haut finden sich beispielsweise Schmerzmittel und Antibiotika. „Es gibt noch ganz viel über Frösche zu erforschen“, ist sich Vences sicher. Eines ist jedoch belegt: Auch ein Kuss verwandelt keinen Frosch in einen Prinzen.

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