Leibniz-Institut Saarbrücken : Nanopartikel: Forscher untersuchen Wirkung aufs Nervensystem
Saarbrücken (dpa) - Nanopartikel sind so klein, dass sie nur mit speziellen Mikroskopen zu erkennen sind - trotzdem können sie im menschlichen Körper große Wirkungen entfalten.
Dazu gehören positive: Sie können als Medikamententransporter genutzt werden. Aber auch negative: Einige können Lungen- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit verursachen oder verstärken.
Seit einigen Jahren mehren sich außerdem Hinweise, dass bestimmte Nanopartikel Nervengewebe schädigen können. „Verallgemeinern lässt sich dies jedoch nicht. Befunde, die für verbrennungsgenerierte, luftgetragene Nanopartikel gelten, sind nicht unbedingt auf Nanopartikel übertragbar, die gezielt eingesetzt werden. Letztere sind in der Regel nicht in der Atemluft enthalten“, sagt Annette Kraegeloh, Koordinatorin des Leibniz-Forschungsverbundes Nanosicherheit. „Da besteht noch mehr Forschungsbedarf.“ Unter anderem deswegen organisiert der Forschungsverbund ab Mittwoch die Tagung „Nanosafety 2017“ in Saarbrücken.
Einer der Redner dort ist der Partikeltoxikologe Roel Schins vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf. Er ist sich sicher, dass Nanopartikel etwa aus Dieselruß Effekte auf das zentrale Nervensystem haben können. Sein Team habe in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Niederländischen Institut für Volksgesundheit und Umwelt sowie der Universitätsmedizin in Göttingen zeigen können, dass diese Partikel aus Abgasen bei Mäusen die Bildung der mit Alzheimer verbundenen sogenannten Amyloid-Plaques beschleunigen und die motorischen Defizite verstärken. Auch Demenzformen werden mit Nanopartikeln aus der Verbrennung in Verbindung gebracht.
Wie Kraegeloh betont auch Schins: „Für andere, technisch hergestellte Nanopartikel wissen wir das noch nicht.“ Tatsächlich gibt es eine unglaubliche Vielzahl von Nanopartikeln - denn der Begriff beschreibt alle Objekte mit einer Größe zwischen 1 und 100 Nanometer. Beispiele gibt es zuhauf: Winzige Keramikpartikel machen Lacke kratzfest. Mit Zinkoxid-Nanoteilchen erlangt Sonnencreme eine höhere Schutzwirkung. Und Salz rieselt dank Siliziumdioxid-Zwergen besser.
Nanopartikel können komplett harmlos sein - oder eben nicht. Und ständig werden neue geschaffen. „Deswegen ist es generell schwierig vorherzusagen, wie sie sich verhalten“, sagt Kraegeloh. Schon in der Entwicklung von neuen Nanomaterialien soll nun sichergestellt werden, dass die Teilchen sicher sind, wie Kraegeloh sagt. Eine Möglichkeit sei, die Partikel so in Materialien einzubinden, dass sie nicht in die Luft gelangen. Unter anderem darauf arbeite der Forschungsverbund hin.